Xenakis, Iannis
[Other];
Beethoven, Ludwig van
[Other];
Zehetmair, Thomas
[Performer];
Bour, Ernest
[Performer]
;
Ensemble Modern,
Gruppe Neue Musik Hanns Eisler,
Ensemble Köln
Recording information:
Interpr.: Thomas Zehetmair, Violine. Ensemble Modern. Gruppe Neue Musik >Hanns Eisler<. Ensemble Köln. Ernest Bour, Leitung. - Aufn.: Köln, Musikhochschule 1985 und Philharmonie, 1987
Footnote:
Description:
"Von den jüngeren Geigern hat sich neben der radikal flotten Alte-Musik-Spezialistin Vera Beths (1997) vor allem Thomas Zehetmair kritisch mit der Tradition auseinandergesetzt. Bekannt ist sein Live-Mitschnitt zusammen mit dem Dirigenten Frans Brüggen, ebenfalls 1997 entstanden. Doch jetzt ist noch ein früherer und durchgehend faszinierender Konzertmitschnitt auf CD erschienen, am 26. Oktober 1987 - Zehetmair war damals erst 25 Jahre alt - bei den Kölner Weltmusiktagen mitgeschnitten (Ensemble Modern Medien). Dass diese Lesart mit der romantisierenden Aufführungstradition bricht und sich Beethovens Intentionen stark annähert, hat seinen Grund in Zehetmairs musikalischen Partnern. Es spielt das auf neue Musik spezialisierte Ensemble Modern unter Ernest Bour. Bour (1913-2001) ist als leidenschaftlicher Verfechter des Neuen bekannt: neugierig, vielseitig, akribisch. Von dieser Seite zeugt die mit dem Beethoven-Konzert gekoppelte Uraufführung von Iannis Xenakis' wild wucherndem Stück "Alax". Bour hatte aber, davon berichtet das Programmheft, lange schon einen Traum, Beethovens Geigenkonzert betreffend: " ... dass es im Bereich des traditionellen Repertoires vor allem ein Werk gab, bei dem es Ernest Bour trotz zahlreicher Aufführungen seiner Meinung nach nie gelungen war, eine dem Werk adäquate Aufführung geben zu können". Mit dem Ensemble Modern hatte Bour ein kammermusikalisch spielende Gruppe zur Verfügung, der die Partitur wichtiger war als die Tradition. Mit Zehetmair aber hatte er endlich auch einen Geiger gefunden, der genau so dachte und sich kühn auf dieses Experiment einließ. Also stürmt man los, die Barrikaden zu erobern, zu allem entschlossen. Feuer, Aufruhr, Revolte - so gelingt Bour und den Seinen eine spannungsgeladene, aufwühlende Lesart. Zehetmair hält mit, wenn er auch den Eigenheiten der Aufführungstradition nicht immer ganz entkommt. So virtuos er das Stück auch auffasst, immer wieder einmal bremst er ein wenig, sehnt sich nach den gewohnten Lyrismen, dem Nachdenklichen. Bis der Dirigent dann wieder auf Tempo setzt und den Geiger antreibt. Unüberhörbar aber sind sich Dirigent und Solist darin einig, keine wehleidige Weltbetrachtung abliefern zu wollen, sondern ein Schlachtengemälde zu zeichnen, voll tragischer Momente, immer am Abgrund, immer in höchster Lebensgefahr. [...] Insgesamt ein Glücksfall, der ein Standardwerk der Musikgeschichte neu und aufregend erklärt" (SZ)