Beschreibung:
Man könnte ihn die Welt hinter Lampedusa nennen: den Krisengürtel, der sich von Kaschmir über Pakistan, Afghanistan und Iran bis in die Arabische Welt und bis an die Grenzen und Küsten Europas erstreckt. Navid Kermani hat die Orte besucht, an denen keine Übertragungswagen von CNN stehen und dennoch hoch gefährliche Schwelbrände den Weltfrieden bedrohen. In seiner oft gerühmten, wundersam beweglichen und behutsamen Prosa berichtet er von den Kriegen der NATO und den Schattenseiten der Globalisierung in Indien, vom Aufstand in Syrien und der prekären Lage in Palästina. Er war als einziger westlicher Reporter bei der Niederschlagung der Massenproteste in Teheran dabei und hat die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer beobachtet. Seine mitreißenden Reportagen lassen uns eine Welt im Aufruhr verstehen, lassen uns mitfiebern, mitleiden, aber auch den Alltag und das scheinbar Nebensächliche sehen. „Navid Kermanis gesammelte Reisereportagen aus Krisengebieten erzählen davon, wie Gewalt entsteht - und warum er als Chronist des Schreckens nicht immer unparteiisch bleiben kann... Alle Reisereportagen Kermanis sind bereits in unterschiedlichen deutschsprachigen Medien erschienen, die Pakistan-Kapitel etwa in dieser Zeitung im vergangenen Jahr. Die Veröffentlichung zwischen zwei Buchdeckeln war wohl verlegerisch eine naheliegende Idee. Liest man jedoch alle Geschichten hintereinander weg, überwiegt der Eindruck einer etwas bemühten chronologischen und geografischen Mischung. Indische Tagelöhner im Herbst 2007, eine Friedenskonferenz in Kandahar im Herbst 2011, der Alltag in den Hausbooten von Kaschmir 2007, ein Treffen mit dem Bürgermeister von Lampedusa 2008. Man fragt sich, ob eine Reportage aus Ciudad Juárez oder dem Ostkongo nicht besser zum Buchtitel "Ausnahmezustand" gepasst hätte. Auch der Untertitel "Reisen in eine beunruhigte Welt" ist ein wenig irreführend. Denn nicht die Welt, die Kermani beschreibt, ist beunruhigt, sondern die Welt, in der nun dieses Buch erschienen ist. Wir, die Leser, sind beunruhigt über all diese Gegenden, in denen auf eine unheimliche Weise so viel Gewalt entsteht. Kermanis gut recherchierter, einfühlsamer Band zeigt, wie Gewalt entsteht. Und er erinnert daran, dass die fernen Opfer und Täter eines gemeinsam haben: Sie sind Menschen, wie wir“ (SZ)