Beschreibung:
Das Arbeitspapier basiert auf einer Auswertung der nationalen wie internationalen Studien über non-formale Bildungsangebote mit dem Ziel der herkunftsbezogenen Bildung. Es gibt einen Überblick über die Thematisierung herkunftsbezogener Bildungsinitiativen und führt in die Zugänge und Befunde aus dem internationalen Forschungsstand zum Thema ein, um davon ausgehend einige Perspektiven zu ihrer Erforschung im bundesdeutschen Kontext vorzuschlagen. Zu den Befunden der Sekundärliteraturanalyse gehört, dass bildungspolitische Debatten von Schule im Sozialraum migrantische Bildungsinitiativen mit explizitem Herkunftsbezug bislang weitgehend ausblenden. Dort wo sie vereinzelt in den Blick geraten, wird nur ihr Effekt auf die soziale Integration und formelle Leistung im schulischen Regelsystem kontrovers diskutiert. Bei der Entwicklung von systematischen lokalen Bildungskooperationen, die z.B. im Zuge des Ausbaus von Ganztagsschulen zunehmend als sinnvoll wahrgenommen werden, werden sie bislang kaum als Partner*innen berücksichtigt. Internationale Studien über herkunftsbezogene Bildungsangebote zeigen übereinstimmend eine hohe Bedeutung auf a.) für den Spracherhalt in zugewanderten Familien, a) für die Aufrechterhaltung von familiären und freundschaftlichen Verbindungen im transnationalen Kontext (transnationale Gemeinschaftsbildung), b) für die intergenerationale Weitergabe von Wissen durch Migrant*innen an ihre Kinder, c) für die kulturelle Bildung und soziale Positionierung von Migrant*innen, d) zum Empowerment von Kindern und Eltern, die sich als Minderheit u.a. im Bildungssystem diskriminiert sehen sowie e) für die Unterstützung des Bildungserfolgs in Regelschulen, zum Beispiel durch Identitätsbildung und hohe Bildungsaspirationen. Im Ergebnis der Analyse erscheint eine Erforschung herkunftsbezogener Bildungsangebote auch in Deutschland sinnvoll und möglich, wenn ein Überblick und eine exemplarische Vertiefung zunächst ausgehend von großstädtischen Sozialräumen mit hoher Bedeutung von migrantisch geprägten Bevölkerungsgruppen explorativ entwickelt wird.