Beschreibung:
Psychotherapeut Milzner fügt der Diskussion um den modernen Amoklauf eine viel versprechende neue Note hinzu. Für ihn sind die bisherigen Versuche, die Problematik der School shooters in den Griff zu bekommen, etwa durch Täter-Profile (bei F. Robertz, BA 2/08), die Rolle der "kapitalistischen Gesellschaft" (bei H.P. Waldrich, BA 11/07) oder die Psychopathologisierung der Amokläufer (bei P. Langman, BA 12/09) nicht ausreichend. Der Autor betrachtet Amoklauf als eine "Erkrankung unserer Kultur", deren Symptomatik lediglich an einzelnen Personen zutage träte. Massgebend für die Gewalthandlungen des Amokläufers sei eine Bewusstseinslage, die Milzner das "kulturelle Unbewusste" nennt, das sich in der modernen Welt vor allem medial vermittelt und seinen Ursprung in den Leitbildern der US-amerikanischen Alltagskultur habe. Anhand von Analysen des Western und Filmen von Q. Tarantino vor allem arbeitet Milzner die "trainierende Funktion" dieser Medien heraus. So gewöhnungsbedürftig (aber plausibel) die Thesen, so "quer" zum Mainstream liegen die praktischen Vorschläge zur Intervention und Prävention. (3 S)