Beschreibung:
Gertrude Steins Autobiography of Alice B. Toklas (1933) oszilliert zwischen Autobiographie und Biographie, Realität und Fiktion und fordert dadurch die Gattungskonventionen der (Auto‐)Biographik heraus. Um diesen Effekt und seine Bedeutung genauer erfassen zu können, werden die textlichen Verfahrensweisen und poetologisch‐ästhetischen Implikationen der Autobiography untersucht. Das geschieht insbesondere an den drei Aspekten Retrospektivität, Authentizität und Identität, die für die Gattungsdefinition der Biographie und Autobiographie zentral sind: Die typische retrospektive Perspektive wird von Stein durch strukturelle und sprachliche Verfahren in ein ‘continuous present’ umgeformt; der Vorstellung einer realistisch verstandenen Authentizität wird die künstlerische Wahrheit gegenübergestellt; und schließlich wird durch Verdichtungen und Verschiebungen ein alternatives Ich‐Modell zum vom ‘autobiographischen Pakt’ gestützten Identitätskonzept entworfen. So entsteht in der Autobiography eine spezifisch moderne Konstellation von Literatur und Leben, die amimetisch ist und den Eigenwert der Kunst unterstreicht, ohne sämtliche Referentialität aufzukündigen.