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Mit den Unruhen, die 2007/2008 infolge der Nahrungsmittelpreiskrise viele Hauptstädte rund um den Globus erschütterten, wurde auch die Existenz eines bedenklichen Governance-Vakuums offenbar. Die Vorschläge, die die internationale Gemeinschaft auf den Tisch brachte, um dieses Vakuum zu füllen, waren überwiegend administrativer Natur (wie die vom damaligen UNGeneralsekretär Ban Ki-moon einberufene Hochrangige Arbeitsgruppe zur Globalen Ernährungssicherung) oder investitionsgesteuert (wie die von den G8 initiierte Globale Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherung). Die einzige Bemühung, mit politischen Maßnahmen bei den Ursachen der Nahrungsmittelpreiskrise anzusetzen, bestand in der Anregung, den Ausschuss für Welternährungssicherheit der Vereinten Nationen (UN Committee on World Food Security, CFS) zu reformieren. Mehrere G77-Länder sowie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) traten für diesen Vorschlag ein. Schließlich setzte sich die Lösung mit der Unterstützung einer Bewegung aus kleinen Erzeugern und Organisationen der Zivilgesellschaft durch. Diese hatten bereits während der Welternährungskonferenzen 1996 und 2003 mit ihrem Eintreten für „Ernährungssouveränität“ eine starke globale Interessenvertretung aufgebaut. Der Reformprozess, der im Jahr 2009 eingeläutet wurde, machte aus dem CFS ein äußerst innovatives globales politisches Forum. So ist er in einem menschenrechtlichen Rahmen verankert und steht der uneingeschränkten Beteiligung von Organisationen offen, die die am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffenen Bevölkerungsgruppen repräsentieren. Dank dieser Eigenschaften könnte der CFS richtungsweisend für andere Globale-Governance-Institutionen sein. Seine Relevanz wird umso deutlicher vor dem Hintergrund, dass Ernährungssicherheit und damit verwandte Themen, wie der Zugang zu Land, Wasser und genetischen Ressourcen, das Herzstück globaler wirtschaftlicher und geopolitischer Machtsysteme bilden.