• Media type: Book
  • Title: Bildung braucht Persönlichkeit : wie Lernen gelingt
  • Contributor: Roth, Gerhard [VerfasserIn]
  • imprint: Stuttgart: Klett-Cotta, 2011
  • Extent: 354 Seiten; Illustrationen, Diagramme
  • Language: German
  • ISBN: 9783608946550
  • RVK notation: CX 3000 : Pädagogische Lernpsychologie
    CX 1000 : Allgemeines
    DP 1000 : Allgemeines und Deutschland
  • Keywords: Lernen > Persönlichkeitsentwicklung > Bildungstheorie
  • Origination:
  • Footnote: Literaturverzeichnis: Seite 336-347
    Hier auch später erschienene, unveränderte Nachdrucke
  • Description: Das Buch gibt Einblicke in Lerntechnik, Lernpsychologie sowie Motivation und Persönlichkeit.Der Titel dieses Buches verrät Roths Hauptthese: “Lehren und Lernen” finden “stets im Rahmen der Persönlichkeit des Lehrenden und des Lernenden, also der höchst individuellen Art des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens, Wollens, Handelns sowie der Bindungs- und Kommunikationsfähigkeit eines Menschen” (S. 35) statt. Mit dieser Definition der Persönlichkeit schlägt Roth eine Brücke von seinem neurobiologischen Ansatz zu den gängigen Verfahren der Psychologie und der Pädagogik, allerdings mit dem Zusatz: soweit sie nicht mit den Forschungsergebnissen der Hirnforschung besonders hinsichtlich der “Verankerung der Persönlichkeit im Gehirn” abgestimmt werden.Der Untertitel seines Buches “Wie Lernen gelingt” verrät, dass der Autor aus seinen Überlegungen Vorschläge zur Verbesserung des Lernbedingungen ableiten möchte. In der Tat, der Autor ist überzeugt, dass überfällige Verbesserungen nur realisiert werden können, wenn grundlegende Funktionsweisen des Gehirns berücksichtigt werden. Dabei verlässt Roth – und das unterscheidet ihn von anderen Neurobiologen – sich aber nicht ausschließlich auf seine neurobiologische Sichtweise, um mit ihr der Pädagogik und der Didaktik neue Richtungen zuzuweisen, sondern er möchte Schuldidaktiker und Pädagogen dazu bewegen, in ihren Arbeiten auch die Ergebnisse neurobiologischer Forschung zu berücksichtigen. (Vgl. S. 277) In diesem Sinne nimmt Roth eine vermittelnde Stellung ein, aber er sagt auch sehr deutlich, dass Forschungsergebnisse, die neurobiologische Einsichten nicht aufnehmen, irrelevant sind. (ib.)Unter ähnlichen Vorzeichen beschreibt Roth in seiner Einleitung die aktuelle Ausbildungssituation der Lehrer. Die drei Institutionen, die das Bildungswesen bestimmen, – die Vertreter der staatlichen Bildungsbehörden, die Hochschullehrer der Pädagogik und Didaktik sowie die Lehrenden, die mit ihrer Unterrichtspraxis, die weitgehend auf “Versuch und Irrtum” beruht, weitgehend allein gelassen werden. (S. 14 f.) – stimmen sich nach Roths Einschätzung untereinander nur unwillig ab. Das ist ein weiterer wichtiger Kritikpunkt, der bereits in der Einleitung genannt wird. Folgt man den Konsequenzen dieser Auffassung, waren bisher viele Schulreformen zum Scheitern verurteilt. Nebenbei bemerkt Roth, “dass die akademische pädagogische Ausbildung für die spätere Praxis der Schul- und Weiterbildung weitgehend zwecklos ist.” (S. 14) In meiner Erinnerung war sie es nicht, aber man darf für Ergänzungen und neue Themen aus der Sicht Roths neugierig sein.Die unwillkürliche Erinnerung ruft sogleich die Vorlesungen, die Seminare des Begleitstudiums sowie die zwei Jahre des Vorbereitungsdienstes ins Gedächtnis zurück. Natürlich hätte ich damals gerne dieses Buch schon in der Hand gehabt, besonders wenn Fachleiter nach Unterrichtsbesuchen mit Noten ihren Eindruck vom Unterricht bewerteten, bei dem für sie der Lehrende naturgemäß oft allein im Zentrum der Beurteilung stand. Zugegeben, auch ohne neurobiologische Reflexionen gab es auch damals eine Analyse der Unterrichtssituation, mit der der Referendar die Ausgangssituation und die Unterrichtsbedingungen schildern konnte und seine Entscheidungen mit ihren Alternativen zu begründen hatte. Man konnte sich aber damals des Eindrucks nicht erwehren, dass eher individuelle Unterrichtsrezepte der jeweiligen Fachleiter den Ton angaben als wissenschaftlich fundierte Lerntheorien. Diesen Unterschied will Roth mit seinem Buch aufzeigen – Roth sagt ausdrücklich, dass er den “‘pädagogischen Agnostizismus’” (S. 16) als Befund nicht teilt – und er möchte Lehrern Perspektiven anbieten, über eine begründetet Veränderung von Lehr- und Lernformen in der Schule nachzudenken. Erst wenn man mehr über die Art und Weise weiß, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und wie das Gedächtnis Informationen speichert, anders gesagt, wie der Mensch sich seine Welt zusammenbaut, kann man seine eigene Unterrichtspraxis überprüfen und neu bewerten.Sein 1. Kapitel ist eine Art Anamnese. Wie steht es um die Schule? Ist die Persönlichkeit der Schüler nicht im Blick des Lehrers, wird der Bildungserfolg gefährdet. Kapitel 2 erklärt die psychologischen und neurobiologischen Grundlagen der Persönlichkeit in so einleuchtender Weise, dass man sich fragen möchte, wie eine Lehrerausbildung ohne diese Themen gelingen kann? Lehrer, die ihre Schüler ernst nehmen, sie schon immer als Persönlichkeit akzeptiert haben und sie mit in ihrer Selbständigkeit fördern möchten, haben bisher auch beachtliche Erfolge erzielt. Ihnen dürften Roths Ausführungen eine Unterstützung bei der Ausbildung und Anleitung jüngerer Kollegen sein. Kapitel 3 erklärt die Funktion von Emotionen und Motiven. Im Kapitel 4 geht es um Lernen und Gedächtnisbildung. Geschickt zeigt Roth den Stand der prädagogischen Forschung zu diesem Thema und ergänzt ihn mit den “Neuobiologische(n) Grundlagen des Gedächtnisses” (S. 109 ff). Kapitel 5 behandelt “Aufmerksamkeit, Bewußtsein und Arbeitsgedächtnis”: Die notwendige Unterteilung des Unterrichts in Phasen mit verschiedenen Aufmerksamkeitsphasen haben wir nach meiner Erinnerung im Ausbildungsseminar intensiv untersucht und geübt. Allerdings können Roths Ausführungen zur Funktion des Arbeitsgedächtnisses hier wertvolle Einsichten vermitteln. Im Kapitel 6 vertritt Roth die Auffassung, dass Begabung eine Voraussetzung für das Lernen und ein Ergebnis des Lernens ist. (vgl. S. 152). Kapitel 7 geht auf die Vertrauensbildung ein. Intelligenz ist nur ein Faktor für den Erfolg. Kapitel 8 zeigt u. a. die Bedeutung der familiären Unterstützung. Kapitel 9 (Sprache) und Kapitel 10 (Bedeutung und Verstehen) systematisieren die bisherigen Ergebnisse Roths und erweitern den Blick auf die Werkzeuge um Wissenserwerb und die Ausdrucksfähigkeit. Aktuelle didaktische Konzepte (Kap. 11) haben es bei Roth nicht leicht. Er fragt gerne und mit Recht, warum die lerntheoretische Didaktik des “Berliner Modells” gescheitert ist und bemängelt die offenkundigen Defizite behavioristischer Lehrprogramme, die wir auch schon im Vorbereitungsdienst ad acta gelegt hatten. Als Neurobiologe will Roth Hilfestellungen anbieten, ein Ersatz der Pädagogik und Didaktik, wie M. Spitzer (2003), ihn im Sinn hat, (Vg. S. 274) vertritt Roth nicht, denn er weiß, dass die Neurobiologie auch die Ergebnisse er Psychologie und der Neuropsychologie berücksichtigen sollte. Das 12. Kapitel “Bessere Schule, bessere Bildung” nimmt die ausbordende Stofffülle, den 45-Minuten Takt, die enggezogenen Fächergrenzen und die wenig praktizierte Wiederholung ins Visier – mit guten Gründen, die Roth als Neurobiologie fundiert erklären kann. Keine der Maßnahmen sei wirklich neu, sie wurden nicht von Neurobiologen erfunden, erklärt Roth (vg. S. 307) aber aus der Sicht der Neurobiologie kann man diese Maßnahmen besser beurteilen.

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