University thesis:
Habilitationsschrift, Universität Zürich, 2014
Footnote:
"Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift ..." - Vorwort
Description:
Ein ausführlicher Überblick über die Forschung seit 1930 zeigt einerseits, dass in der Paulusforschung seit längerem die Annahme vorherrscht, Paulus habe keine in sich konsistente Lehre vom Endgericht vertreten, sondern je nach Kontext auf unterschiedliche, einander teilweise widersprechende Motive zurückgegriffen. Andererseits spielt das Endgericht in der Paulusdarstellung der »New Perspective on Paul« kaum eine Rolle. Christian Stettler zeigt zunächst durch die Analyse von paulinischen Schlüsseltexten, dass Paulus nicht von unterschiedlichen oder gar widersprüchlichen »Gerichtskonzeptionen«, sondern von einer in sich konsistenten Gerichtserwartung ausging. Sodann analysiert der Autor sämtliche paulinischen Aussagen und Anspielungen mit Bezug auf das Endgericht mit Hilfe der neueren kognitiven Semantik, insbesondere der Frame-Semantik, die Sprache als Zugang zu enzyklopädischen Wissenskonzepten versteht. Dadurch wird es ihm möglich, die von Paulus in seinen Anspielungen vorausgesetzte Konzeption von Endgericht detailliert zu rekonstruieren und mit anderen frühjüdischen und urchristlichen Konzeptionen zu vergleichen. In einem dritten Schritt vertieft der Autor die gewonnenen Erkenntnisse durch weitere exegetische Analysen, welche sich kritisch mit Ergebnissen der konfessionellen Paulusexegese und der »New Perspective« auseinandersetzen und zu einer differenzierteren Sicht führen.
In the 'New Perspective on Paul' the last judgment does not play any decisive role. According to other Pauline scholars, Paul, in his many fragmentary references to a last judgment, did not presuppose a consistent conception of judgment, but instead used different and sometimes contradicting motives in different contexts. Christian Stettler counters these views from a cognitive semantic perspective. Since in frame semantics language is seen as an 'access point' to encyclopaedic cognitive concepts, the author argues that judgement texts are references to a more detailed concept of the last judgement that Paul presupposed in his letters and taught in his churches. Stettler offers a full reconstruction of this concept by a semantic analysis of all relevant passages and through more extensive interpretation of central texts. The result is a reading of Paul that offers a way forward both to New Perspective and traditional confessional readings.