• Media type: E-Article
  • Title: Szenarien für den Anbau und die Verwertung von Leguminosen und Körnerraps in Deutschland im Jahr 2030
  • Parallel title: Scenarios for the cultivation and utilisation of legumes and grain rapeseed in Germany in 2030
  • Contributor: Bellof, Gerhard [Author]; Specht, Manuela [Author]; Hötte, Sebastian [Author]; Kleimeier, Christian [Author]; Lenz, Hubert [Author]; Peters, Jana Wanda [Author]; Richardt, Wolfram [Author]; Sass, Olaf [Author]; Sieling, Klaus [Author]; Weber, Manfred [Author]
  • Published: 2022
  • Published in: Berichte über Landwirtschaft ; 100(2022), 2, Seite 1-39
  • Language: German
  • Keywords: Raps > Hülsenfrüchtler > Prognose
  • Origination:
  • Footnote:
  • Description: Die Studien der UFOP-Fachkommissionen „Produktionsmanagement Öl- und Proteinpflanzen“ sowie „Tierernährung“ belegen, dass ausreichend Flächenpotenziale zur Verfügung stehen, um jeweils ca. 1,2 Mio. ha Raps und Leguminosen in Deutschland anzubauen. Dieser Umfang kann auch sichergestellt werden, wenn der Anbau fast ausnahmslos in politisch gewünschten weiten Fruchtfolgen stattfindet. Die so erzeugten Rapssaaten – in Form von Rapsextraktionsschrot – sowie Leguminosen können selbst bei einem in den Ausarbeitungen berücksichtigten deutlichen Rückgang der Tierhaltung in Deutschland vollständig über die Nutztierfütterung (Rinder, Schweine und Geflügel) verwertet werden. Die Überlegungen zeigen sogar einen höheren Bedarf im Vergleich zum Angebot auf. Allerdings haben in die Zusammenstellung der Modellrationen und -mischungen weitere Eiweißfuttermittel wie z. B. Trockenschlempe (DDGS) keinen Eingang gefunden. Daher wird die Bedarfslücke an Rapsextraktionsschrot und Körnerleguminosen in der Studie überschätzt. Im Hinblick auf die ebenfalls politisch gewollte starke Ausweitung des Ökolandbaus gilt anzumerken, dass dies – bei Fortschreibung des derzeitigen Status quo fast ausnahmslos ohne Bio-Raps – zu einer extrem starken Einschränkung des Winterrapsanbaus führen würde. Da der Bedarf an hochwertigen Eiweißfuttermitteln in der Nutztierhaltung aber weiterhin groß sein wird, hätte dies künftig eine höhere Einfuhr an Rapssaaten oder Sojabohnen/Sojaextraktionsschrot aus europäischen oder nichteuropäischen Herkünften zur Folge. Weiterhin gilt anzumerken, dass in vielen Fruchtfolgen mit dem Raps eine bedeutende Blattfrucht verloren gehen würde, die durch den Anbau von Körnerleguminosen/Grünleguminosen aufgrund ihrer Ansprüche im Hinblick auf Anbaupausen (Stichwort „Leguminosenmüdigkeit“) nicht kompensiert werden könnte. Unstrittig bleibt, dass beide Kulturartengruppen aufgrund ihrer positiven Vorfrucht- und Fruchtfolgewerte und vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und damit höherer Preise für Stickstoffdünger stärker zum Tragen kommen – ihre Bedeutung als Blühpflanzen ist zusätzlich zu würdigen. Daneben gilt, dass die Marktpreise auch weiterhin maßgeblich über das Anbauverhalten mitbestimmen werden. Die genannten Faktoren werden somit eine große Rolle bei der Anbauentscheidung und der Ausnutzung der vorhandenen Potenziale im Anbau und der Nutztierfütterung spielen. Vor diesem Hintergrund tritt eine neue Verwendungsrichtung für Körnerleguminosen und perspektivisch auch Rapssaaten in den Fokus des Interesses: als Rohstoff und/oder Zutat in der Humanernährung. In Abhängigkeit von der Fruchtart finden bereits Körnererbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen und Süßlupinen in unterschiedlichen Mengen ihren Weg in die menschliche Ernährung. Hierdurch entsteht einerseits eine Wettbewerbsposition um den heimischen Rohstoff, anderseits ist auch grundsätzlich eine Kaskadennutzung möglich. Derzeit ist zu beobachten, dass sich im Markt die unterschiedlichsten Geschäftsmodelle zur Vermarktung von Körnerleguminosen entwickeln – auch getragen von einer Nachfragesteigerung bei pflanzenbasierten Lebensmitteln. Bei den in der Studie gegenübergestellten Szenarien der Ertragsentwicklung werden einerseits die große Bedeutung der Jahreswitterung und andererseits die Rolle von verfügbaren Produktionsmitteln wie z. B. wirksamem Pflanzenschutz deutlich. Zunehmende Wetterextreme mit Risiken für die Ertragsausbildung und wachsende produktionstechnische Herausforderungen zeigen die Notwendigkeit für ertragreiche und robuste neue Sorten auf. Die Geschwindigkeit der sich ändernden Rahmenbedingungen führt dabei zu einem großen Zeitdruck in der Pflanzenzüchtung. Dazu kommt die Notwendigkeit zum Ausbau von Resilienz in Ackerbausystemen auch in Form einer möglichst großen Fruchtartenvielfalt in abwechslungsreich gestalteten Fruchtfolgen. Sowohl Raps als auch Leguminosen in ihrer ganzen Vielfalt sind hierfür unverzichtbare Bausteine. Der aktuelle Ukraine-Konflikt verdeutlicht die Notwendigkeit einer verminderten Importabhängigkeit für proteinhaltige Futter- bzw. Lebensmittel. Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für die heimische Landwirtschaft so zu gestalten, dass Raps und Leguminosen ihre zahlreichen Vorteile in Ackerbau, Tier- und Humanernährung bestmöglich in Nutzen umsetzen können. Hierzu gehört auch, der Pflanzenzüchtung den Zugang zu modernen Technologien wie Genome Editing zu gewähren.

    The studies of the UFOP expert commissions "Production Management of Oil and Protein Crops" and "Animal Nutrition" show that, in Germany, sufficient land potential is available to cultivate approx. 1.2 million ha each of rape and legumes. This extent can also be ensured if cultivation takes place almost without exception in politically desired wide crop rotations. The rapeseed produced in this way - in the form of rapeseed meal - as well as legumes can be fully utilised via livestock feeding (cattle, pigs, and poultry) even if a significant decline in livestock farming in Germany is taken into account in the elaborations. The considerations even show a higher demand compared to the supply. However, other protein feeds such as dried distiller’s grains (DDGS) have not found their way into the compilation of the model rations and mixtures. Therefore, the demand gap for rapeseed meal and grain legumes is overestimated in the study. With regard to the strong expansion of organic farming, which is also politically desired, it should be noted that this - if the current status quo were to continue almost without exception without organic rape - would lead to an extremely strong restriction of winter rape cultivation. However, since the demand for high-quality protein feedstuffs in livestock farming will continue to be high, this would result in higher imports of rapeseed or soybeans/soybean extraction meal from European or non-European sources in the future. It should also be noted that in many crop rotations, rapeseed would be an important foliage crop that could not be compensated for by the cultivation of grain legumes/green legumes due to their requirements with regard to cultivation breaks (keyword "legume fatigue"). It remains indisputable that both crop groups will have a greater impact due to their positive preceding crop and crop rotation values and against the backdrop of rising energy prices and thus higher prices for nitrogen fertiliser. Besides, their importance as flowering plants should also be appreciated. In addition, market prices will continue to have a decisive influence on cultivation behaviour. The above-mentioned factors will thus play a major role in cultivation decisions and the utilisation of existing potentials in cultivation and livestock feeding. Against this background, a new direction of use for grain legumes and, in the future, also rapeseed is coming into focus: as a raw material and/or ingredient in human nutrition. Depending on the type of crop, grain peas, field beans, soybeans and sweet lupins are already finding their way into human nutrition in varying quantities. On the one hand, this creates a competitive position for the domestic raw material; on the other hand, cascade use is also possible in principle. It can currently be observed that a wide variety of business models for marketing grain legumes is developing in the market - also driven by an increase in demand for plant-based foods. In the scenarios of yield development compared in the crop production study, the great importance of annual weather on the one hand and the role of available means of production such as effective crop protection on the other hand become clear. Increasing weather extremes, with risks for yield formation and growing production-technical challenges, point to the need for high-yielding and robust new varieties. The speed of the framework conditions changing leads to great time pressure in plant breeding. In addition, there is the need to develop resilience in arable farming systems, also in the form of the greatest possible diversity of crop varieties in varied crop rotations. Both rapeseed and legumes in all their diversity are indispensable building blocks for this. Policymakers are called upon to shape the framework conditions for domestic agriculture in such a way that rapeseed and legumes can best translate their numerous advantages in arable farming, animal and human nutrition into benefits. This also includes granting plant breeders access to modern technologies such as genome editing.
  • Access State: Open Access