• Media type: E-Book; Thesis
  • Title: Untersuchungen zur Habitatnutzung des Birkhuhns (Tetrao tetrix) in der Lüneburger Heide unter Berücksichtigung der Einflüsse von Landschaftsstruktur und Tourismus
  • Other titles: Übersetzung: Studies on the habitat use of the black grouse (Tetrao tetrix) in the Lüneburg Heath considering the influences of landscape structure and tourism
  • Contributor: Tost, Daniel [VerfasserIn]; Siebert, Ursula [AkademischeR BetreuerIn]; Jung, Klaus [AkademischeR BetreuerIn]; Balkenhol, Niko [AkademischeR BetreuerIn]
  • Corporation: Tierärztliche Hochschule Hannover
  • imprint: Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover, 2022
  • Extent: 1 Online-Ressource (84 Seiten); Diagramme, Karten
  • Language: German
  • Identifier:
  • Keywords: Hochschulschrift > Dissertation
  • Origination:
  • University thesis: Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2022
  • Footnote: Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
    Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
  • Description: Das Birkhuhn (Tetrao tetrix) hat in Mitteleuropa ab den 1950er Jahren weite Teile seines Verbreitungsgebietes verloren und kommt heute nur noch in wenigen, isolierten Lebensräumen vor. In Niedersachsen befindet sich die letzte verbliebene Population in der Naturregion Lüneburger Heide. Der Bestand schwankt in den letzten 20 Jahren zwischen 100 und 200 Individuen, die sich auf die nach europäischem Recht geschützten Heidehabitate im NSG Lüneburger Heide, den Truppenübungsplätzen Bergen und Munster sowie der Großen Heide bei Unterlüß verteilen. Trotz intensiver Bemühungen durch Landschaftspflegemanagement und Prädatorenkontrolle (im NSG) steigen die vom Aussterben bedrohten Bestände nicht weiter an. Die Grundvoraussetzung für stabile Populationen liegt in der Qualität und Größe der verfügbaren Lebensräume. Das Birkhuhn benötigt offene Habitate der Heiden und Moore mit ausreichendem, vielfältigem Nahrungsangebot für adulte und juvenile Tiere sowie deckungs- und abwechslungsreiche, kleinräumige Strukturen. Die Habitatwahl wurde auf Grundlage der Positionsdaten von sieben besenderten Birkhühnern im NSG Lüneburger Heide und umfangreichen Vegetationskartierungen über ein Generalized Linear Mixed Model (GLMM) modelliert. Die Studientiere bevorzugten ungestörte, heterogene Lebensräume fernab dichter Wälder und touristischer Infrastruktur, mit weiten Heide- und Magerrasenbiotopen. Von besonderer Bedeutung sind die Durchmischung dieser Biotope mit Feuchtgebieten, die Verfügbarkeit artenreicher Vegetation und lockerer Baumbestände von geringer Dichte. Laut dem Modell sind etwa 2% der offenen Heideflächen von optimaler Habitatqualität, 6% haben eine moderate bis hohe, etwa 10% eine geringe bis moderate und 81% eine schlechte bis geringe Habitateignung. Der große Anteil schlecht geeigneter Heidehabitate ist auf die Meidung von nicht aufgelichteten Waldrändern, den Einfluss touristischer Störungen in Bereichen mit dichtem Wegenetz, einen zu hohen Deckungsgrad der Strauch- und Baumschicht und fehlende Diversität zurückzuführen. Die geeigneten Habitate liegen vorwiegend in ungestörten Rückzugsräumen abseits der Wege und decken sich mit den Beobachtungen der Frühjahrsbalz und ganzjährigen Zufallsbeobachtungen von Birkhühnern. Die Modellergebnisse können zur Verbesserung des Pflegemanagements zum Schutz des Birkhuhns im NSG Lüneburger Heide und den benachbarten Vorkommensgebieten, für die keine Raumnutzungsdaten existieren, genutzt werden. Der Störeinfluss von Wanderern und anderen Erholungssuchenden auf das Raum-Zeit-Verhalten der besenderten Tiere wurde auf Grundlage einer Langzeit-Besucherzählung an verschiedenen öffentlichen und gesperrten Wegen modelliert. Birkhühner zeigen eine grundsätzliche Meidung der Nahbereiche von Wanderwegen, wobei die Meidungsdistanz direkt von der Höhe des Besucheraufkommens abhängt. Das GLMM zeigt keine saisonale Veränderung der Raumnutzung entlang von Wanderwegen, jedoch werden gesperrte Wege während der Heideblüte aufgrund erhöhter unerlaubter Betretung gemieden und wichtige Rückzugsräume dadurch gestört. Birkhühner passen zudem ihre tageszeitliche Raumnutzung an. Die Studientiere nutzten nachts und in der Morgendämmerung die Nähe öffentlicher Wege, wichen aber um die Mittagszeit und am Nachmittag aus, wenn die Besucheraktivität am höchsten war. Störungen durch Naherholung und Tourismus beeinträchtigen die effektive Habitatverfügbarkeit im NSG Lüneburger Heide erheblich, können jedoch durch wegbegleitende Vegetation als natürliche, abschirmende Struktur vermindert werden. Dies stellt eine wirksame Schutzmaßnahme dar, die nur minimalen Aufwand für das Pflegemanagement erfordert.
  • Access State: Open Access