University thesis:
Dissertation, Eberhard Karls Universität Tübingen, 2023
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Description:
In der Therapie der Claviculafraktur stehen dem Behandler sowohl konservative als auch zahlreiche operative Verfahren zur Verfügung. In dem kontrovers diskutierten Thema konnte bisher noch kein Goldstandard etabliert werden. In der hier vorliegenden klinischen retrospektiven Arbeit sollten klinische Ergebnisse nach operativ und konservativ behandelter Claviculafraktur unter Berücksichtigung der Lebensqualität ausgewertet werden. Im Zeitraum vom 01.01.2014 bis zum 31.12.2014 zeigten 69 Patienten der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik der Universität Tübingen die Bereitschaft, an der Studie teilzunehmen. Die Follow-up-Rate lag bei 63,9 %. Die funktionellen Ergebnisse wurden anhand des Constant-Murley-Scores, des DASH-Scores und einer Nachuntersuchung, die Bewegungsumfang und Schmerzniveau (visuelle Analogskala) ermittelte, ausgewertet. Die Lebensqualität wurde mit Hilfe des EQ5D3L und die Arbeitsbelastung mit Hilfe der REFA-Klassifizierung erfasst. Bei 45 Patienten war die Fraktur im mittleren Drittel, bei 19 Patienten im lateralen und bei 5 Patienten im medialen Drittel lokalisiert. Das am häufigsten angewandte Osteosyntheseverfahren war die Plattenosteosynthese, welche bei 52 Patienten Anwendung fand. 3 Patienten wurden mittels TEN versorgt, 9 Patienten mittels Hakenplatte und 5 Patienten wurden konservativ therapiert. Die Ergebnisse des CMS wurden nach Constant alters- und geschlechtsspezifisch normiert. Im Mittel wurde für die gesunde Schulter ein normierter CMS von 101.1 ± 17.7 % (41 – 133 %, Median: 104 %) erreicht. Im Vergleich dazu lag das Ergebnis der betroffenen Schulter im Durchschnitt bei 96.4 ± 19.8 % (34 – 133 %, Median: 101 %). Somit fiel der normierte CMS der betroffenen Seite signifikant geringer aus als der CMS der gesunden Seite (z = -4.22, p < 0.001). Das durchschnittliche Ergebnis des DASH-Scores lag bei 6.933 ± 14.199 (0 – 59.16 Punkte). Der anhand des EQ5D3L gemessene Gesundheitszustand zeigte sich nach erfolgter Therapie 0.9580 ± 0.7609 (0.73 – 1.000, Median: 1.000) signifikant verringert gegenüber dem Zeitpunkt vor dem Unfallereignis 0.9923 ± 0.3928 (0.73 – 1.000, Median: 1.000, p < 0.001). Ebenso fiel das Schmerzempfinden, das einen wichtigen Teil zur allgemeinen Lebensqualität beiträgt, während der Nachuntersuchung signifikant geringer aus als nach dem traumatischen Ereignis (p < 0.001). Bei 80 % der Probanden zeigte sich das physiologisches Bewegungsausmaß des Schultergelenks zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung wiederhergestellt. Insgesamt zeigten sich in dieser Studie gute Behandlungsergebnisse, die nicht nur das klinische Outcome, sondern auch den Wiedereinstieg in die beruflichen und sportlichen Aktivitäten umfassten. Therapieentscheidungen sollten künftig individuell unter Einbeziehung des Patienten erfolgen und an seine Erwartungen, seine Beschäftigung und sein sportliches Aktivitätsniveau angepasst sein.