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Verlagsinfo: Am 13. März 1650 ergeht durch Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar das endgültige Patent zur Durchführung der Generalvisitation der Kirchen und Schulen seines Landes, um den geistlichen Zustand des Herzogtums nach den unsäglichen Leiden des Dreißigjährigen Krieges und die daraus abzuleitenden Maßnahmen zur Besserung der Lage festzustellen. Die erhaltenen Akten dieser Visitation werden im Landesarchiv Thüringen, Hauptstaatsarchiv Weimar (LATh-HStAW) aufbewahrt. Von besonderem Belang sind zwei Arten von Dokumenten2, die sich in reicher Zahl in den Akten finden. Dies sind einmal die Lebensläufe der Pfarrer und Lehrer. […] Diese oft Seiten langen Darstellungen enthalten in vielen Fällen ausgezeichnete, z. T. ergreifende Schilderungen von Menschenschicksalen im 30jährigen Kriege, Berichte über Verhältnisse und Einzelvorkommnisse und malen ein ungemein farbiges Bild.3 Im Bezirk Buttstädt wurden diese Lebensläufe von den Pfarrern und Lehrern selbst verfaßt4 und vermitteln dadurch dem heutigen Leser einen unmittelbaren Eindruck ihrer Erlebnisse während des Dreißigjährigen Krieges, im Bezirk Jena wurden nur die mündlichen Aussagen protokolliert, die daher in der indirekten Rede gehalten sind5. Im Bezirk Weimar gehen die Visitationsprotokolle bis auf Krautheim und Schwerstedt b/Buttelstedt auf die Pfarrer- und Lehrerviten nicht ein. Bereits zwölf Jahre später findet die nächste Kirchenvisitation6 statt, bei der wiederum Lebensläufe erstellt werden mußten, von denen aber nur noch der des Pfarrers von Reisdorf und der des Schullehrers im Filial Neustedt vorhanden sind. Den Namen und die Lebensumstände des Reisdorfer Lehrers erfahren wir aus dem Protokoll. Da diese Lebensläufe bisher noch nicht in ihrer Gesamtheit veröffentlicht wurden7, sie jedoch für die Kirchen-, Schul- und Bildungs- sowie für die Ortsgeschichte und insbesondere für Genealogen von größtem Interesse sind, wird das hier nachgeholt. Der Begriff Lebensläufe“ wird dabei weit gefaßt, da aus den Protokollen die Details, die weitere Lebensumstände der betreffenden Person beschreiben, auch in die Abschrift aufgenommen wurden. Zweck dieser Veröffentlichung ist nicht der kirchen-, schul-, bildungs- und lokalhistorische Aspekt der Texte, der insbesondere von Wolfrum in seiner Dissertation herausgearbeitet wurde, sondern der genealogische. Daher wurden die Lebensläufe - soweit die Quellen zur Verfügung standen - durch detaillierte Angaben zur Familie der jeweiligen Verfasser ergänzt. Dem Lebenslauf des Pfarrers David Dietzsch in Jenaprießnitz wurde als Ergänzung sein von ihm im dortigen Kirchenbuch niedergeschriebener angefügt, da er einige Präzisierungen bietet. Der Anhang bietet noch den im Juni 2022 im Pfarrarchiv Buttstädt entdeckten und um 1800 verfaßten Lebenslauf des Lehrers aus Nirmsdorf bei Buttstädt, der in diesem Dorf in der zweiten Hälfte des 18. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts amtierte. Dieser Bericht fällt zwar aus dem zeitlichen Rahmen der übrigen heraus, ähnelt jedoch in der Schilderung der Auswirkungen von Kriegen auf das Schicksal des Verfassers denen aus der Zeit unmittelbar nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges.