Description:
Wolfgang Englers Buch "Die Ostdeutschen" zeichnet ein Bild unerwartet lebendiger Vergangenheit, versucht einer irritierenden wie irritierten Wirklichkeit beizukommen. Ihm geht es, ganz der Dialektik verpflichtet, um irgendeiner Form an seiner Aufhebung arbeitet, durch Verklärung oder Aufklärung wiedererscheint. ... Engler spricht nicht ohne Doppelsinn von der DDR als einer "Diktatur in Grenzen", also einer Herrschaft, die nach außen mit strikter Grenzziehung arbeitete, die Räume nach innen ebenfalls vertikal abschottete, aber horizontal durchlässig hielt. Aus ihren Werten, Normen und Zielvorstellungen rekonstruiert er das Bild einer "arbeiterlichen Gesellschaft", die die Verarbeiterlichung" der bürgerlichen Schichten und das Abschmelzen sozialer Barrieren und Differenzen erfolgreich bewerkstelligte, um schließlich an eben diesem Erfolg zu scheitern, am Mangel an Effizienz, Differenzierung und Individualisierung. ... Wolfgang Engler könnte einmal das Verdienst zukommen, daß er half, angehäufte Mißverständnisse aufzuklären, den Knoten sich verfestigender Ignoranz und ideologischer Selbstblockade zwischen Ost und West zu lösen. Wolfgang Thierse in seiner Festrede anläßlich der Verleihung des Preises der Friedrich-Ebert-Stiftung für "Das politische Buch 2000" an Wolfgang Engler.