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Der "Prager Frühling" war Ausgangs- und Orientierungspunkt von Protesten 1968 auch in der DDR. Die Beschreibung der Ursachen, Methoden und Etappen der Revolte zwischen Euphorie und Verzweiflung wird zum Menetekel der DDR-Geschichte insgesamt.
Die "68er" gibt es in der Literatur bislang meist allein als West-Phänomen. Wolle (1968 gerade 18 Jahre alt, zuletzt BA 12/04; 1/05) schreibt als Erster so umfassend auch vom Osten. Protest/Ost und Protest/West seien "vereinigt in der Negation der existierenden Gesellschaft" gewesen, sowohl in antikapitalistischer Revolte wie im Jubel über einen demokratischen Sozialismus, der von der DDR-Opposition - ausgehend vom "Prager Frühling" - als einer "mit menschlichem Antlitz" gepriesen wurde. Wolle beschreibt die Etappen von "Tauwetter"-Euphorie, Illusionen und Wut und Verzweiflung nach der Invasion in Prag am 21. 8. 1968 verständlich und bildhaft - wie eine Metapher für die gesamte 40-jährige DDR-Geschichte, deren Scheitern 1968 eingeläutet worden sei. Belegt wird dies geschickt durch Dokumente von SED-Führung und Stasi und besonders mit Passagen zeitgenössischer Literatur (so von V. Braun, C. Hein, M. Kundera), auch aus Filmen und TV-Shows. - Bereits Jugendliche ansprechendes, populär und fast leidenschaftlich geschriebenes Geschichtsbuch (leider ohne Abbildungen) mit vergleichsweise großem Medienecho. (2) (Gert Kreusel)