• Media type: E-Book; Thesis
  • Title: Effekte der Kombination eines Multienzymproduktes porciner Herkunft mit einer mikrobiell erzeugten Lipase auf die Nährstoffverdaulichkeit (praecaecal, in toto) beim pankreasgangligierten, ileocaecal fistulierten Miniaturschwein
  • Contributor: Kalla, Katharina [Other]
  • Published: Gießen: DVG-Service, 2009
  • Issue: 1. Aufl.
  • Extent: Online-Ressource (213 S. = 3.190 Kb, text); graph. Darst
  • Language: German
  • ISBN: 9783941703100
  • Identifier:
  • Keywords: Miniaturschwein > Pankreasinsuffizienz > Lipasen > Verdaulichkeit > Multienzymkomplex
  • Origination:
  • University thesis: Zugl.: Hannover, Tierärztliche Hochsch., Inst. für Tierernährung, Diss, 2009
  • Footnote:
  • Description: mikrobielle Lipase, pankreasgangligiertes Miniaturschwein, Multienzymprodukt. - Die Wirksamkeit derzeit in der Humanmedizin zur Behandlung der chronischen exokrinen Pankreasinsuffizienz eingesetzter Multienzymprodukte porcinen Ursprungs ist hinsichtlich der Fettverdauung oft noch unbefriedigend. Dies ist u. a. Folge der relativ fixen Lipase-Amylase-Protease-Relation in den Produkten sowie der schnellen Inaktivierung der Lipase im Magen-Darm-Trakt, insbesondere durch Proteasen. Neuere Produktentwicklungen zielen daher auf mikrobiell erzeugte Enzyme mit einer hohen Säuretoleranz und einem frei wählbaren Verhältnis der Verdauungsenzyme zueinander. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Effekte der Kombination eines in der Praxis etablierten Multienzymproduktes (MEP) mit einer mikrobiellen Lipase (L) im Vergleich zu deren isolierter Verabreichung auf die Fett-Verdaulichkeit, und zwar sowohl praecaecal als auch in toto, zu überprüfen. Probenkollektion, -aufbereitung und -analyse erfolgten mittels etablierter Verfahren. Zum Einsatz kamen 14 weibliche Göttinger Miniaturschweine der Linie Ellegaard® mit ileocaecaler Umleitungsfistel. Bei 10 Tieren (PL-Tiere) wurde durch chirurgische Ligatur des Ductus pancreaticus accessorius experimentell eine exokrine Pankreasinsuffizienz induziert, die restlichen 4 Tiere bildeten die pankreasintakte Kontrollgruppe (K-Tiere). Als Versuchsfutter wurde eine der Ernährungsweise von Menschen in Mitteleuropa entsprechende „Humandiät“ verwendet. Mit der Humandiät erhielten die Tiere pro Mahlzeit 223 g Trockensubstanz (TS), 63,2 g Rohfett (Rfe; Schweineschmalz, Olivenöl, Sahne), 34,9 g Rohprotein (Rp) und 84,2 g Stärke. Pro Mahlzeit wurde der Diät 0,625 g Chromoxid als Indikator zugesetzt. Während der Versuchsphasen erhielten die Tiere um 7 Uhr und um 19 Uhr jeweils eine Portion der Diät, gegebenenfalls mit Enzymzusatz. Das MEP und die Lipase L wurden bei den PL-Tieren in folgenden Dosierungen (x 1000 I.E. lipolytische Aktivität / Mahlzeit) eingesetzt: MEP 30, MEP 300, MEP 30 + L 70, MEP 30 + L 270, L 100 und L 750. Des Weiteren durchliefen alle Tiere eine Phase ohne Enzymzulage (= PL-0). Entscheidende Parameter waren die im Kollektionszeitraum am terminalen Ileum angefluteten bzw. die mit dem Kot ausgeschiedenen Nährstoffmengen (g) sowie die kalkulierten Nährstoff-Verdaulichkeiten (VQ; %). Ergänzend wurde das im Chymus und Kot enthaltene Fett näher charakterisiert (Fettsäurenmuster) und bilanzmäßig für bestimmte Fettsäuren (FS) die „Verschwindensrate“ abgeleitet. Ergebnisse: Im Vergleich zu den K-Tieren zeigten die PL-0-Tiere erwartungsgemäß signifikant geringere TS-, Rfe- (VQ praecaecal: K-Tiere: 96,4%, PL-0: 14,0%) und Rp-Verdaulichkeiten. Die isolierte Verabreichung von MEP 30 und MEP 300 führte dosisabhängig zu einer Reduktion der Nährstoffanflutung am terminalen Ileum (Ausnahme: Stärke) und im Kot, d. h. zu einer höheren Verdaulichkeit (MEP 30: 53,8%, MEP 300: 75,7%). Kam zusätzlich zum MEP die Lipase L zum Einsatz, konnten mit den beiden Enzymkombinationen gegenüber der isolierten Gabe von MEP bezüglich der Rfe-Verdaulichkeit (praecaecal / in toto) bei gleicher Dosierung der lipolytischen Einheiten eine Verbesserung um bis zu 8 Prozentpunkte erreicht werden (VQ praecaecal: MEP 30 + L 70: 75,8%, MEP 30 + L 270: 83,8%). Mit nur einem Drittel der Lipasedosis konnte eine vergleichbar hohe Rfe-Verdaulichkeit wie bei isoliertem Einsatz von MEP erzielt werden. Die isolierte Gabe der Lipase L führte, im Vergleich zu PL-0, zu einer signifikant höheren Rfe-Verdaulichkeit über den gesamten Magen-Darm-Trakt (PL-0: 22,0%, L 100: 54,2%, L 750: 75,3%); das Niveau der K-Tiere (93,9%) wurde jedoch auch bei höchster Dosierung nicht erreicht. Das ileocaecal angeflutete Fett bestand zu großen Anteilen (> 70%) aus Palmitin- (C16:0) und Stearinsäure (C18:0) sowie Ölsäure (C18:1). Die im Futter enthaltene Laurin- (C12:0) und Palmitoleinsäure (C16:1) war im Chymus nur noch in Spuren nachweisbar (umgebaut / absorbiert). Bei den K-Tieren war zudem ein nahezu vollständiger Abbau aller übrigen mit dem Futter aufgenommenen FS zu beobachten. Mit steigender Rfe-Verdaulichkeit nahm der Anteil der gesättigten FS im Chymus und Kot zu. Der Hauptanteil des Rohfettes im Kot bestand aus Palmitin- (C16:0), Stearin- (C18:0) und Ölsäure (C18:1). Im Vergleich zu den K-Tieren zeigten die PL-0-Tiere erwartungsgemäß einen deutlich geringeren Anteil gesättigter FS im Kot (höherer Anteil nicht verdauter ungesättigter FS). Schlussfolgerungen: Der Zusatz einer mikrobiell erzeugten Lipase zu einem in der Praxis etablierten MEP porcinen Ursprungs bewirkte gegenüber dem isolierten Einsatz des MEP bei geringerer oder gleicher Enzymdosis eine Verbesserung der Rfe-Verdaulichkeit. Die Kombination des MEP mit der Lipase L ermöglichte durch gezielte Erhöhung der Lipaseaktivität eine höhere Rfe-Verdaulichkeit (praecaecal und in toto). Diese Möglichkeit bestand bei alleinigem Einsatz des MEP nicht, ist aber aufgrund der Nebenwirkungen einer hohen Proteasendosis wünschenswert. Eine Übertragung der Ergebnisse auf den an EPI erkrankten Menschen ist aufgrund der anatomischen und physiologischen Ähnlichkeiten des Magen-Darm-Traktes von Mensch und Schwein zu postulieren. Es eröffnet sich somit die Möglichkeit, aufgrund der etwa 2,2fach höheren spezifischen Aktivität der Lipase gegenüber der Lipase des MEP, die zur Therapie der EPI benötigte Enzym- und Tablettenmenge zu reduzieren, was insbesondere für Mukoviszidosepatienten, die eine Vielzahl an Medikamenten in oft nicht unerheblicher Dosis zu sich nehmen müssen, eine Erleichterung bringen kann. Vorteilhaft ist auch die mit einer Reduktion des MEP einhergehende Verringerung des Proteasenanteils, wodurch die Gefahr der Inaktivierung anderer Enzyme und das Auftreten weiterer unerwünschter Nebenwirkungen vermindert werden. Die Kombination des etablierten MEP mit einem „Monoenzympräparat“ (isolierte Lipase mikrobiellen Ursprungs) bietet demnach Chancen für eine effizientere Therapie bei gleichzeitiger Reduktion der Dosis der verabreichten Enzyme.
  • Access State: Open Access