Description:
Die Ich-Erzählerin ist 1968 aus der Tschechoslowakei in die Schweiz emigriert. Hier erfährt sie Schutz, aber um den Preis bedingungsloser Anpassung. Gegen diesen Identitätsverlust rebelliert sie, sowohl privat als auch in ihrer Arbeit als Dolmetscherin. (Birgitta Negel-Täuber)
Die Ich-Erzählerin - mutmaßlich das Alter Ego der Autorin - ist 1968 aus der Tschechoslowakei in die Schweiz emigriert. Hier erfährt sie Schutz, aber um den Preis bedingungsloser Anpassung. Ihr Leben wird zur permanenten, ein wenig subversiven Rebellion gegen den Identitätsverlust (Beispiel: Ihr slawischer Familienname wird von den Behörden verstümmelt.). Die Mehrheitsbevölkerung empfindet ihr Verhalten als Undankbarkeit. Später übersetzt sie als Dolmetscherin im Behörden-Auftrag in ganz unterschiedlichen Situationen: im Kreißsaal, beim Psychiater, vor Gericht. Diese Gespräche gibt sie - kursiv abgesetzt - wieder. Zu Wort kommen dabei traumatisierte, zum Teil hilflose Menschen, die in einem fremden Land leben, das das ganze Ausmaß ihrer Not nicht erkennt. Die Erzählerin schildert ihr Leben als Balanceakt zwischen den Kulturen und als Kampf für ein selbstbestimmtes Leben - nicht nur in Freiheit, sondern auch in Würde. Lesens- und bedenkenswert, empfohlen für viele Bestände (vgl. auch "Schuppenhaut", ID-G 39/10). (Birgitta Negel-Täuber)