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Seit der Wiedervereinigung ist die Debatte über regionale Ungleichheit in der Bundesrepublik wesentlich durch einen West-Ost-Gegensatz geprägt. In der Tat lässt sich trotz partieller Konvergenz bis heute bei den meisten regionalwirtschaftlichen Merkmalen eine klare Trennlinie zwischen west- und ostdeutschen Bundesländern ausmachen. Darüber ist allerdings ein anderes nicht weniger persistentes raumwirtschaftliches Phänomen aus dem Blickfeld geraten: die Kluft zwischen Nord und Süd. Diese lässt sich anhand der gängigen Wirtschaftsindikatoren sehr einfach nachweisen. So war in 2015 Bayern in Pro-Kopf-Relation erneut das wirtschaftsstärkste Flächenland, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf betrug hier 43.092 €. Baden-Württemberg ist mit einem Wert von 42.745 € ebenfalls in der Spitzenregion angesiedelt. In Norddeutschland ist zwar die Pro-Kopf-Leistung der Stadtstaaten Hamburg (61.729 €) und Bremen (47.603 €) hoch, die norddeutschen Bundesländer Niedersachsen (32.890 €) und Schleswig-Holstein (30.134 €) liegen dagegen beide deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (37.099 €). Das gilt erst recht für Mecklenburg-Vorpommern (24.909 €) als wirtschaftsschwächstes Bundesland. Dieses Gefälle ist kein Ausdruck einer traditionellen Dichotomie, sondern ist wesentlich durch eine Divergenz in den jüngsten Wachstumsraten bedingt, wie Abbildung 1 verdeutlicht. Bayern und Baden-Württemberg konnten sich demnach vor allem seit Ende der letzten Wirtschaftskrise in 2009 in ihrem realem Wirtschaftswachstum deutlich von den norddeutschen Ländern (einschließlich der Stadtstaaten) absetzen.