• Media type: E-Book
  • Title: Die Entwicklung der Kartelltheorie+ zwischen 1883 und den 1930er Jahren : von internationaler Vielfalt zu Konvergenz
  • Contributor: Leonhardt, Holm Arno [Author]
  • Published: Hildesheim: Universität Hildesheim, 2016
  • Published in: Hildesheimer Beiträge zu Theologie und Geschichte ; 100
  • Extent: 83 Seiten, 1 Online-Ressource; Illustrationen
  • Language: German
  • Identifier:
  • Origination:
  • Footnote:
  • Description: Die Kartelltheorie, die Lehre von der Kooperation zwischen Unternehmern der gleichen Branche, wurde 1883 vom Österreicher Friedrich Kleinwächter begründet. Diese Theorie mit ihren spezifischen Begrifflichkeiten war bis zum Ersten Weltkrieg im Wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum begrenzt. Andere Kulturgebiete wie die Anglosphäre und die Romania hatten abweichende Terminologien und anders gelagerte Erkenntnisperspektiven: es gab dort Syndikats-, Kombinations- oder Trusttheorien. Differenzen in der Wirtschaftskultur verhinderten bis nach dem Ersten Weltkrieg eine Verschmelzung der Begriffsfelder und Theorien. Ab Mitte der 1890er Jahre durchlief die deutschsprachige Kartelltheorie mehrere Begriffsreformen und gewann gegenüber ihren fremdsprachigen Pendants an Differenziertheit. Bis etwa 1910 war die Kartelltheorie (neben der amerikanischen Trustlehre) zur renommiertesten Zusammenschlusstheorie geworden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Bedürfnis nach internationalen Kartellen vordringlich. Den von der Weltwirtschaftskonferenz des Völkerbunds 1927 angestoßenen Debatten darüber wurde ab 1929 die Terminologie der deutschen Kartelltheorie zugrundegelegt. Mit Eintritt in die 1930er Jahren war diese Lehre weltweit zum Standard geworden. Jene Anerkennung der deutschen Kartelltheorie macht deutlich, dass die deutsche Volkswirtschaftslehre der Zwischenkriegszeit keineswegs durchweg «rückständig» war. Für die Entwicklung hin zu immer mehr ‹Organisiertem Wirtschaften›, wie sie die 1930er Jahre mit ihrer umfassenden Kartellierung und staatlich initiierter Regulierung brachten, war sie besser vorbereitet als jede andere Nationalökonomie. Kartelltheoretisches Wissen ging später in die Lenkungswirtschaft des Dritten Reiches ein.

    Cartel theory as a concept of analyzing industrial coalitions was founded in 1883 by the Austrian Friedrich Kleinwächter. That theory had specific terms and was limited to Central Europe until WW I. Other cultural spheres had diverging concepts and diverging cognitive perspectives. There were theories on syndicates, combinations or trusts. Differences in economic culture hindered a unification of terms and theories till end of WW I. Since the middle of the 1890s German cartel theory went through several concept reforms and became more sophisticated in structure and logic than her counterparts. Until round about 1910 cartel theory arose (besides the American trust theory) to the most respected concentration theory. After WW I, there was much need for international cartels. The debates on that issue initiated by the International Economic Conference of 1927 were, since 1929, based upon the terminology of cartel theory. At the beginning of the 1930s, cartel theory had become standard, globally. The evident superiority of German cartel theory demonstrates, that German economics of the interwar period was not totally ‹retarded›, as today's German economists usually state. For the movement to a more and more ‹organized economy›, which actually came in the 1930s, with a comprehensive cartelization and state initiated regulation, German economics was better prepared than any economic science of any other nation state. Cartel know-how later was applied for the controlled economy of the Nazi regime.
  • Access State: Open Access