• Media type: E-Book; Thesis
  • Title: Übertragungswege und Infektionsverlauf des nicht-primaten Hepacivirus, des equinen Pegivirus 1 und des Theiler’s Disease Associated Virus beim Pferd
  • Contributor: Gather, Theresa [VerfasserIn]; Feige, Karsten [AkademischeR BetreuerIn]; Cavalleri, Jessika-M. V. [AkademischeR BetreuerIn]
  • Corporation: Eric Cuvillier
  • imprint: Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover, 2016
  • Issue: 1. Auflage
  • Extent: 1 Online-Ressource (108 Seiten, 9.830 KB)
  • Language: German
  • ISBN: 3736994052; 9783736994058
  • Identifier:
  • Keywords: Flaviviren > Übertragung > Stute > Fohlen
  • Origination:
  • University thesis: Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2016
  • Footnote: Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
  • Description: Vor wenigen Jahren wurden neue pferdespezifische Viren der Familie Flaviviridae beschrieben. Infektionen mit dem nicht-primaten Hepacivirus (NPHV) und equinen Pegivirus 1 (EPgV 1) sind weit verbreitete Virusinfektionen bei Pferden, wohingegen das Theiler’s disease associated virus (TDAV) bisher selten nachgewiesen wurde. NPHV repräsentiert den phylogenetisch nächsten Verwandten des Hepatitis-C-Virus (HCV) des Menschen. In ersten Studien wurde auch für NPHV ein Lebertropismus festgestellt und bei infizierten Pferden konnten subklinische Hepatitiden diagnostiziert werden. Die Pathogenese und Übertragungswege der neu beschriebenen Viren sind jedoch noch unklar. Ziel der der vorliegenden Arbeit war es, potentielle Übertragungswege zu untersuchen, wobei der Schwerpunkt auf der vertikalen Transmission lag. Zu dem Zweck wurden 20 Vollblutstuten und ihre Fohlen während der Abfohlsaison 2015 untersucht. Den Stuten wurde in den letzten Tagen vor der Geburt Blut abgenommen und während den Geburten wurde Nabelschnurblut aufgefangen, die fetale Plazenta beprobt und eine Kolostrumprobe gewonnen. Den Fohlen wurde ca. 14 Stunden nach der Geburt Blut entnommen. Die Proben wurden mit Hilfe eines Luziferase-Immunpräzipitations-Systems und einer quantitativen Real-Time PCR auf das Vorhandensein von anti-NPHV-NS3-Antikörpern (Ak) und NPHV-RNA untersucht. Zusätzlich wurden die Proben mit einer quantitativen Multiplex RT-PCR bezüglich EPgV 1-RNA und TDAV-RNA untersucht. Um die klinische Bedeutung der Virusinfektionen zu charakterisieren, wurden leberspezifische Parameter bestimmt und klinische Allgemeinuntersuchungen durchgeführt. Das TDAV konnte in keiner der Proben nachgewiesen werden, so dass mögliche Übertragungswege nicht näher untersucht werden konnten. Es waren jedoch vier der Stuten präpartal EPgV 1-RNA-positiv. Da keines der Fohlen postnatal EPgV 1-RNA im Serum hatte, konnte die Möglichkeit der vertikalen Übertragung von EPgV 1 in dieser Studie weder bestätigt noch sicher ausgeschlossen werden. Das NPHV wurde jedoch bei einem Stuten-Fohlen-Paar vertikal übertragen. Insgesamt waren präpartal 80 % der Stuten anti-NPHV-NS3-Ak-positiv und bei vier der seropositiven Stuten konnte zusätzlich NPHV-RNA im Blut nachgewiesen werden. Eines der Fohlen hatte NPHV-RNA im postnatalen Serum und dieses Stuten-Fohlen-Paar war das einzige mit RNA-positivem Nabelschnurblut. Das Nabelschnurblut aller anderen Stuten-Fohlen-Paare war ebenso wie die am ersten Lebenstag entnommenen Blutproben der Fohlen NPHV-negativ. Der Zeitpunkt des Virusnachweises im Fohlenblut direkt nach der Geburt legt eine intrauterine Infektion des Fetus nahe. Eine Sequenzierung der im Serum- und Nabelschnurblut nachgewiesenen NPHV-RNA im E1/E2 Bereich des Genoms zeigte identische NPHV-Varianten im Blut des Fohlens und im Nabelschnurblut, die jedoch leichte Unterschiede zu der NPHV-Variante im maternalen Blut aufwiesen. Diese Ergebnisse lassen eine intrauterine Flaschenhals-Infektion des Fetus mit wenigen maternalen Quasispezies vermuten. Die Plazenta der Stute war äußerlich und in der pathohistologischen Untersuchung unauffällig, so dass eine Entzündung der Plazenta im Zusammenhang mit einer NPHV Infektion zum Zeitpunkt der Geburt und in der späten Trächtigkeit unwahrscheinlich ist. Die Übertragung der anti-NPHV-NS3-Ak von den Stuten an ihre Fohlen erfolgte über das Kolostrum, da das Nabelschnurblut der seropositiven Stuten Antikörper-negativ, das Serum der Fohlen nach Kolostrumaufnahme hingegen Antikörper-positiv war. Im Rahmen von Folgeuntersuchungen wurden nach drei und sechs Monaten neue NPHV-Infektionen bei sieben Fohlen und zwei Stuten nachgewiesen. Drei der initial virämischen Stuten sowie das vertikal infizierte Fohlen waren während des gesamten Studienverlaufs von sechs Monaten persistent infiziert. Die Sequenzierung und phylogenetische Analyse der viralen RNA zeigte, dass NPHV-Varianten innerhalb der einzelnen Stuten-Fohlen-Herden zirkulierten. Diese Ergebnisse und die weite Verbreitung der NPHV-Infektionen lassen eine effektive horizontale Übertragung des Virus vermuten. Da bei vier Fohlen sechs Monate nach der Geburt eine akute NPHV-Infektion festgestellt wurde, wurden diese Fohlen im Rahmen einer Folgestudie bis zum Alter von 12–13 Monaten weiter untersucht. Ein erster Hinweis auf einen potentiellen Ausscheidungsweg ist der Nachweis von NPHV-RNA in Nasentupfern bei drei der akut infizierten Fohlen. Keines der vier Fohlen war in der Lage, das Virus im untersuchten Zeitraum zu eliminieren, obwohl im Verlauf der Infektion anti-NPHV-NS3-Ak nachgewiesen werden konnten. Zusammenfassend wurde in der vorliegenden Arbeit erstmalig eine vertikale Transmission von NPHV nachgewiesen, wohingegen keine vertikale Infektion mit EPgV 1 und TDAV gezeigt werden konnte. Zudem wurden erste Hinweise auf einen horizontalen Übertragungsweg über direkten Kontakt gefunden. In zukünftigen Studien muss einerseits das Vorkommen und die Relevanz der vertikalen NPHV-Transmission mit größeren Fallzahlen bestätigt werden. Andererseits sind weitere Studien notwendig, um horizontale Übertragungswege, beispielsweise über den direkten Kontakt, zu untersuchen.
  • Access State: Open Access