• Media type: E-Book; Thesis
  • Title: The impact of warming of newborn Holstein calves on colostrum intake, blood parameters and vitality
  • Contributor: Jürgensen, Lena [VerfasserIn]; Kaske, Martin [AkademischeR BetreuerIn]
  • imprint: Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover, 2016
  • Extent: 1 Online-Ressource (90 Seiten, 1.915 KB)
  • Language: English
  • Identifier:
  • Keywords: Thermoregulation > Kolostrum > Kälberaufzucht
  • Origination:
  • University thesis: Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2016
  • Footnote: Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
  • Description: Neugeborene Kälber besitzen hoch entwickelte thermoregulatorische Fähigkeiten zum Zeitpunkt der Geburt. Es können prinzipiell zwei Strategien eingesetzt werden, um die Körperinnentemperatur konstant zu halten. So kontrahieren beim Kältezittern ungerichtet antagonistische Muskelgruppen, um Wärmeenergie zu erzeugen. Diese Form der Wärmeerzeugung ist nur für eine kurze Zeitspanne sinnvoll, da die erforderlichen Energiereserven sehr schnell erschöpft sind und das Muskelzittern gerichtete Bewegungen verhindert (ECKERT, 2002; MOYES a. SCHULTE, 2008). Die zweite Strategie ist die zitterfreie Thermogenese. Hierbei wird spezialisiertes braunes Fettgewebe (BAT) aktiviert. Nur Neonaten (außer Ferkel) und adulte Säugetierspezies, die Winterschlaf halten, verfügen über BAT, das sich meist zwischen den Schultern, um die Nieren und in der Inguinalregion befindet. BAT hat mehr Mitochondrien als weißes Fettgewebe und ist stark durchblutet. Die Aktivierung des BAT erfolgt durch das sympathische Nervensystem, Trijodthyronin, Thyroxin und Cortisol (VERMOREL et al. 1983). Die Adipozyten des aktivierten BAT exprimieren Thermogenin (UCP1) (SYMONDS a. LOMAX, 1992; HILMANN et al. 2012). UCP1 in der Zellwand der Mitochondrien induzieren eine Entkoppelung der Atmungskette von der ATP-Produktion. Dies führt zu einer schnellen und massiven Wärmeproduktion. BAT macht bei Neonaten ungefähr 1 % des Körpergewichtes aus (ALEXANDER, 1975); bei neugeborenen Kälbern entspricht die Menge des BAT etwa 2 % des Körpergewichts (LEAN, 1989). Die BAT Reserven ermöglichen es den Kälbern, die Körpertemperatur für die ersten Lebensstunden und - wenn notwendig - sogar die ersten Lebenstage stabil zu halten, sofern kein Futter zur Verfügung stehen (POLIN et al. 2004). Die Aufnahme von Kolostrum ist essentiell für den Immunstatus, die Energieversorgung und die Thermoregulation des neugeborenen Kalbes. Das Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob eine schnelle Abtrocknung des Kalbes im Winter in den ersten Lebensstunden die Kolostrumaufnahme, metabolische und endokrinologische Schlüsselparameter sowie die Vitalität der Neonaten beeinflusst. Dazu wurde eine prospektive Feldstudie auf einem Milchviehbetrieb in Norddeutschland durchgeführt. Neugeborene Kälber, die zwischen Dezember und April geboren wurden, wurden zwei Gruppen zugeteilt. Die Kälber der Kontrollgruppe (CG; N=18) blieben 30 min bei dem Muttertier (30 min) und wurden anschließend einzeln in Kälberiglus mit Stroheinstreu bei Aussentemperatur aufgestallt. Die Kälber der Versuchsgruppe (HCH; N=20) wurden 30 min nach der Geburt für 12 Stunden in einem beheizten Kälberiglu (28-34 °C) aufgestallt. Alle Kälber erhielten 2 und 12 Stunden p. n. für jeweils 15 min warmes Kolostrum des Muttertieres ad libitum angeboten; die Menge des aufgenommenen Kolostrums wurde jeweils erfasst. Blutproben aus der Vena jugularis wurden von jedem Kalb 30 min, 2 Stunden, 12 Stunden und 96 Stunden p. n. gewonnen. In den Blutproben wurden folgende Parameter bestimmt: Leukozyten, Erythrozyten, Thrombozyten, metabolische Schlüsselparameter (Gesamtprotein, Albumin, Cholesterin, Glucose, nicht-veresterte Fettsäuren) und Hormone (Cortisol, Trijodthyronin, Thyroxin). Die Kälber der Versuchsgruppe erwiesen sich als vitaler verglichen mit den Kälbern der Kontrollgruppe. Die Aufnahme von Kolostrum war 2 Stunden p. n. bei Kälbern der Versuchsgruppe signifikant um 24 % höher (p = 0,008) als bei Kälbern der Kontrollgruppe (3,6 vs. 2,6 l). Die Aufnahme von Kolostrum 12 Stunden p. n. unterschied sich nicht signifikant zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe (2,9 vs. 3,5 l). Ein signifikanter Unterschied zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe (p ˂ 0.01) ergab sich auch für die Serumkonzentration des Gesamtproteins 12 Stunden p. n. (64,9 vs. 58,9 g/l). Für alle anderen geprüften Parameter bzw. Zeitpunkte ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Die wichtigste Wärmequelle für das neugeborene Kalb ist die Kuh, die allerdings Milchviehkälbern in der Regel nicht zur Verfügung steht (BORDERAS et al. 2009). Die Ergebnisse zeigen, dass eine schnelle Abtrocknung der Kälber im Winter trotz deren hoch entwickelten thermoregulatorischen Fähigkeiten wesentliche Vorteile hat. Diese manifestieren sich durch eine erhöhte Vitalität und eine höhere Kolostrumaufnahme in den ersten Lebensstunden. Es ergibt sich die Empfehlung, auf Milchviehbetrieben insbesondere in Regionen mit kaltem Klima neugeborene Kälber warm zu halten, bis sie vollständig abgetrocknet sind. Weitere Untersuchungen sollten durchgeführt werden, um bei neugeborenen Kälbern im Detail metabolisch-hormonelle Reaktionen in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur und die Adaptationsprozesse näher zu charakterisieren.
  • Access State: Open Access