• Media type: E-Book; Thesis
  • Title: Lateralität bei Pferden im Zusammenhang mit Flucht- und Erkundungsverhalten
  • Contributor: Osterholz, Julia [VerfasserIn]; Hackbarth, H. [AkademischeR BetreuerIn]; Bohnet, Willa [AkademischeR BetreuerIn]
  • imprint: Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover, 2016
  • Issue: 1. Auflage 2016
  • Extent: 1 Online-Ressource (128 Seiten, 11.110 KB)
  • Language: German
  • ISBN: 9783863453497
  • Identifier:
  • Keywords: Lateralität > Blickregistrierung > Fluchtreaktion > Erkundungsverhalten > Pferd
  • Origination:
  • University thesis: Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2016
  • Footnote: Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
  • Description: Jeder kennt aus dem Alltag mit dem Pferd Situationen, in denen ein Pferd auf dem Hinweg an einem Gegenstand ohne Probleme vorbeigeht, auf dem Rückweg jedoch deutliche Reaktionen (wie z.B. Ausweichen, Körperanspannung, Flucht) auf diesen Gegenstand zeigt. Es gibt Pferde, die dieses Verhalten häufiger und stärker zeigen als andere Pferde. Diese visuelle Asymmetrie scheint daher eine wichtige Bedeutung bei der Auseinandersetzung mit Umweltreizen zu besitzen. Die Erforschung der sensorischen Lateralität bei Pferden spielt somit eine wichtige Rolle beim Umgang mit Pferden. Neue Erkenntnisse hinsichtlich der Verarbeitung von Sinneseindrücken ermöglichen dem Menschen das Pferd besser zu verstehen und einzuschätzen. Die vorliegende Untersuchung beschäftigte sich mit folgenden Fragestellungen: Besitzen die Pferde eine bevorzugte Augenseite bei der Betrachtung von zwei Testobjekten je nach Testsituation? Unterscheidet sich die Augenseite zwischen den zwei Testobjekten? Gibt es einen Unterschied zwischen Shetlandponys und Hannoveraner Hengsten? Haben verschiedene Parameter wie z.B. Alter, Geschlecht und Nutzungsart der Shetlandponys einen Einfluss auf die Augenbevorzugung? Es wurden 65 Shetlandponys einzeln auf dem Hof der Besitzer untersucht. Jedes Tier bewegte sich frei und ohne menschlichen Einfluss in der Testarena. Die Shetlandponys wurden in zwei Testsituationen mit unterschiedlichen Testobjekten getestet. Dies waren der Novel Object Test mit einem stationären „neutralen“ Objekt und der Startling Test mit einem beweglichen „negativen“ Testobjekt. Als Vergleichsgruppe dienten Hannoveraner Hengste der Studie von GOSLAR (2011). Sie untersuchte 71 Hengste des Landgestüts Celle in verschiedenen Testsituationen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurde das Videomaterial der Pferde in den beiden Testsituation Novel Object Test und Startling Test ausgewertet. In beiden Gruppen wurde in der Testsituation Novel Object Test ein unbewegliches, unbekanntes Objekt gewählt, um die Augenbevorzugung bei der Erkundung eines „neutralen“ Objektes zu beurteilen. Die Bewegung des Testobjektes im Startling Test löste dagegen zunächst eine Fluchtreaktion aufgrund des visuellen Reizes aus. Die durch die Objektbewegung ausgelöste Fluchtreaktion mit anschließender Erkundung diente dazu, Kenntnisse der Objektbeobachtung eines „negativen“ Testobjekts zu erlangen. Die Ergebnisse zeigten, dass es einen Unterschied bei der visuellen Lateralität sowohl zwischen den beiden Testobjekten als auch zwischen den Shetlandponys und Hannoveraner Hengsten gab. In Abhängigkeit von der Emotionalität der Pferde zeigten alle Tiere einen tendenziell häufigeren Gebrauch ihres rechten Auges bei der Betrachtung des unbeweglichen, „neutralen“ Objektes im Novel Object Test, wohingegen bei der Mehrheit der Pferde im Startling Test das bewegliche, „negative“ Objekt bevorzugt mit dem linken Auge betrachtet wurde. Darüber hinaus wurde deutlich, dass ein Unterschied zwischen den Shetlandponys und Hannoveraner Hengsten vorlag. Im Novel Object Test lag eine Bevorzugung des rechten Auges in beiden Gruppen vor, jedoch war diese bei den Shetlandponys, die sich nicht an das Testobjekt annäherten, signifikant häufiger gegenüber der Nutzung des linken Auges. Auch in der Testsituation Startling Test konnte ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden. Sowohl Shetlandponys als auch Hannoveraner Hengste nutzten das linke Auge häufiger zur Objektbeobachtung gegenüber ihrem rechten Auge, jedoch war die Differenz nur bei den Hannoveraner Hengsten signifikant. Die Ergebnisse bestätigen somit die Aufgabe der linken Hemisphäre bei der Verarbeitung von Neuheiten ohne emotionaler Wertigkeit und die gegensätzliche Rolle der rechte Hemisphäre bei der Verarbeitung unvorhersehbarer emotionaler Situationen. Bei dem Vergleich zwischen der monokularen und binokularen Objektbetrachtung zeigte sich in beiden Testsituationen eine tendenzielle Bevorzugung der monokularen Objektbeobachtung sowohl der Shetlandponys als auch der Hannoveraner Hengste, jedoch konnte eine leichte Zunahme der Häufigkeit der binokularen Objektbetrachtung in der Testsituation Startling Test gegenüber dem Novel Object Test festgestellt werden. Die Überprüfung verschiedener Parameter (Rasse, Alter, Geschlecht, Nutzungsart, bevorzugte Hand bei der Arbeit, Startseite Objektbewegung) in der Gruppe der Shetlandponys zeigte keinen signifikanten Einfluss in Bezug auf die visuelle Lateralität.
  • Access State: Open Access