Description:
Im vorliegenden Projekt wurde auf empirischem Wege untersucht, in welchem Maße Großunternehmen in Schleswig-Holstein, in Deutschland bzw. im Ausland neue Standorte eröffnet haben und welche Gründe dies bewirkt bzw. verhindert haben. Die Befunde stützen sich auf die Angaben von 73 Großunternehmen. Es hat sich gezeigt, dass die befragten Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt mit 1.562 Standorteröffnungen im In- und Ausland annähernd 121.000 Arbeitsplätze geschaffen haben. Leider ist nur ein marginaler Teil dieser Investitionen nach Schleswig-Holstein geflossen. Dies gilt insbesondere für größere Standorte. Die befragten Großunternehmen stellen bei ihren Standortentscheidungen insbesondere die Standortfaktoren „Anbindung an das Straßennetz", „Einstellung und Motivation von Hilfs-, Fach- und Führungskräften", „Nähe zu potenziellen Absatzmärkten/wichtigen Kunden" sowie „Nähe zu existierenden Absatzmärkten/wichtigen Kunden" in den Mittelpunkt. Nach Einschätzung der Großunternehmen sind in Schleswig-Holstein die nachfolgenden Standortfaktoren weit überdurchschnittlich ausgeprägt: ,,Flächenverfügbarkeit", „Umweltqualität (Wasser, Luft, Klima)", ,,Zuschnitt der Gewerbeflächen", ,,Ausbaustand des Telekommunikationsnetzes" sowie ,,Anbindung an die Wasserwege". Leider gehört keiner dieser Faktoren zu jenen Standortfaktoren, die bei den Standortentscheidungen der Großunternehmen in der vordersten Front stehen. Schleswig-Holstein weist innerhalb der Standortfaktoren vier Defizitbereiche auf, nämlich (1) die Nähe zu existierenden Absatzmärkten/wichtigen Kunden, (2) die Nähe zu potenziellen Absatzmärkten/wichtigen Kunden, (3) die Anbindung an das Straßennetz sowie (4) die Verfügbarkeit von Facharbeitskräften. Für die Großunternehmen sind diese vier Faktoren bei Standortentscheidungen sehr wichtig, in Schleswig-Holstein jedoch schwach ausgeprägt. Wollen die für die Wirtschaftspolitik verantwortlichen Akteure des Landes Schleswig-Holstein in der Ansiedlungspolitik erfolgreich sein, dann müssen sie also insbesondere versuchen, die Zugänge des Landes zu tragfähigen Absatzmärkten, z. B. zu den nordosteuropäischen Märkten, zu verbessern. Diesen Defizitbereichen stehen vier Überschussbereiche gegenüber: (1) die Anbindung an die Wasserwege, (2) die sonstigen Freizeitmöglichkeiten, (3) die Bodenbeschaffenheit sowie (4) der Zugang zu öffentlichen Aufträgen. Aufgrund der bestehenden Gestaltbarkeit sollten die Wirtschaftspolitiker des Landes die zweit- und viertgenannten Faktoren nicht in den Vordergrund ihrer Bemühungen stellen. Dieses Stärken-Schwächen-Profil wird durch die gegen eine Standorteröffnung in SchleswigHolstein sprechenden Gründe untermauert: die Hälfte der Nennungen fiel in die inhaltlich zusammenhängenden Gruppen „Nähe zu Kunden/Lieferanten/anderen Unternehmensteilen/ Kooperationsmöglichkeiten", „Geografische Lage" und „Verkehrsanbindung".