Qualität als Thema organisationaler Selbstbeschreibungen: Marketing und Verbraucher*innenschutz? Quality as a topic in organizational self-descriptions: marketing and consumer protection?
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Media type:
E-Article
Title:
Qualität als Thema organisationaler Selbstbeschreibungen: Marketing und Verbraucher*innenschutz? Quality as a topic in organizational self-descriptions: marketing and consumer protection?
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Eine Dokumentenanalyse
Published:
Springer Science and Business Media LLC, 2022
Published in:
Zeitschrift für Bildungsforschung, 12 (2022) 1, Seite 109-125
Language:
German
DOI:
10.1007/s35834-021-00329-z
ISSN:
2190-6904;
2190-6890
Origination:
Footnote:
Description:
ZusammenfassungAls die Qualitätsdiskussion im Erziehungs- und Bildungswesen an Intensität gewann, spielte auch der ursprünglich im Wirtschaftssystem verortete Verbraucher*innenschutz eine Rolle. Wir gehen der Frage nach, in welcher Relation dieses ursprüngliche Motiv und ein damit korrespondierendes Marketing zur Form und zum Inhalt organisationaler Selbstbeschreibungen (OSB) von pädagogischen Organisationen im System des lebenslangen Lernens steht. Auf der Basis einer Dokumentenanalyse von 80 OSB von Einrichtungen in vier Segmenten (Elementarbereich; Sekundarstufe II; Weiterbildung; Sozialarbeit/Sozialpädagogik) zeigen wir, dass der Verbraucher*innenschutz eine zentrale Rolle spielt: das Marketing, in das der Qualitätsbegriff eingebunden ist, wird nicht einseitig durch anpreisende, werbeaffine Sprachmittel dominiert; es übernimmt vielmehr Informationsfunktionen. Zwar erfüllen die Qualitätsmanagementsysteme nicht die ursprünglich erwartete Orientierungsfunktion; das aus der Privatwirtschaft stammende Konzept des Verbraucher*innenschutzes ist bereichsübergreifend jedoch als emphatische Klient*innenorientierung angeeignet worden sowie in Form eines Selbstverständnis der Einrichtungen als lernende Organisationen, einschließlich der Überprüfung und Bewertung der eigenen Arbeit durch die Adressat*innen. Diese bereichsübergreifende Homologie konstituiert eine systemweite Definition guter pädagogischer Praxis, die den Aspekt des Verbraucher*innenschutzes systemimmanent adaptiert hat. Damit verdeutlichen die Daten Systembildungstendenzen hin zu einem gemeinsamen System des lebenslangen Lernens. Von einer bloßen Ökonomisierung des Systems durch die Adaptierung des Qualitätskonzepts kann nicht die Rede sein. Den Befunden kommt in mehreren Punkten Praxisrelevanz zu: Einrichtungen könnten den Aspekt des Verbraucher*innenschutzes expliziter aufgreifen; dieser Aspekt von Ökonomisierung kann mit positivem Selbstverständnis hervorgehoben werden und die Anerkennung des Systems stärken. Zudem sollten Einrichtungen die Textsorte der OSB im Internet in ihrer Bedeutung noch ernster nehmen. Einzelne Einrichtungen sehen darin ein notwendiges Übel; OSB sind jedoch für die Einrichtungen und das System objektiv relevant.