• Media type: E-Article
  • Title: ÜberLebensKunst Art for Life, Art for Survival : Plädoyer für einen ›Klimapassivismus‹ im Zeichen des schönen Spiels Plea for a ›Climate Passivism‹ under the Sign of Beautiful Play : Plädoyer für einen ›Klimapassivismus‹ im Zeichen des schönen Spiels
  • Contributor: Odendahl, Johannes
  • imprint: Springer Science and Business Media LLC, 2024
  • Published in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (2024)
  • Language: German
  • DOI: 10.1007/s41244-024-00328-3
  • ISSN: 0049-8653; 2365-953X
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  • Description: <jats:title>Zusammenfassung</jats:title><jats:p>Die Londoner Klimaaktivistinnen, die van Goghs Gemälde <jats:italic>Sonnenblumen</jats:italic> mit Tomatensuppe überschütteten, fragten nach dem Stellenwert von Kunst in Zeiten existentieller globaler Krisen. Der vorliegende Beitrag greift diese Frage auf und sucht nach der Legitimation einer Beschäftigung mit Kunst und Literatur um ihrer selbst willen, speziell im schulischen Deutschunterricht. Herausgearbeitet wird als Antwort die These, dass Kunst und Literatur der Ausbildung einer pragmatischen Rationalität zur Krisenbewältigung behilflich sein können; aber paradoxerweise nur, wenn sie als selbstgenügsames Spiel betrieben werden – auch und gerade in der Schule.</jats:p><jats:p>Um das zu zeigen, wird auf Johan Huizingas Spieltheorie und auf Andreas Reckwitz’ Arbeit zum Kreativitätsdispositiv rekurriert. Beide Theoretiker weisen jeweils für ihre Gegenwart eine Kontamination der Sphären von Spiel und Ernst, von Ästhetisierung und Ökonomisierung nach. So betrachtet, ist beispielsweise die akademische Sphäre heute auf unproduktive Weise von Spiel-Elementen des Wettbewerbs und der Selbstdarstellung geprägt; und die Aktionen der Klimaaktivist:innen lassen sich als vornehmlich ästhetisch wirksame, ja systemkonforme Reize in Reckwitz’ Sinne interpretieren.</jats:p><jats:p>Demgegenüber spricht sich der Aufsatz für einen ›Klimapassivismus‹ im Sinne einer ressourcenschonenden Praxis des Unterlassens aus. Möglich ist ein solcher Verzicht aber nur, wenn sich der affektive Mehrwert des Ästhetischen weiterhin ausspielen kann. Dies müsste, wie auch Reckwitz vorschlägt, durch die Einübung repetitiver, selbstgenügsamer ästhetischer Praxen geschehen. Dergleichen könnte in einer Schule und einem Literaturunterricht Platz finden, der Spielräume für eine als Spiel betriebene Kunst eröffnet. Auf dieser Basis sollten auch Fähigkeiten des rational-pragmatischen Handelns zur Krisenbewältigung profitieren können.</jats:p>