Description:
<jats:title>Zusammenfassung</jats:title><jats:p>Die Besprechung präsentiert jüngste polnische Publikationen, die sich der „Geschichte des polnischen Volkes“, das heißt hauptsächlich der Geschichte der polnischen Bäuerinnen und Bauern sowie der Arbeiterinnen und Arbeiter, widmen. Allein zwischen 2020 und 2022 sind fünf solche Bücher in großen Auflagen erschienen. Ihre Autoren – Adam Leszczyński, Kacper Pobłocki, Kamil Janicki, Michał Rauszer und Mateusz Wyżga – initiierten hitzige Debatten über die soziale Herkunft der heutigen polnischen Gesellschaft sowie über die (mangelnde) Interdisziplinarität der bisherigen Geschichtswissenschaften in Polen. Die Autorin des Essays zeigt auf, dass es bereits vor dem Erscheinen der jüngsten Publikationen Anzeichen einer Neuorientierung im Bereich der Geschichtswissenschaften gab. Allerdings hielten erst die diskutierten fünf Bücher Einzug in die Öffentlichkeit jenseits der Fachkreise. Dieses öffentliche Interesse sei, so argumentiert die Autorin, Ausdruck von gegenwärtigen Wandlungen der Erinnerungskultur in Polen. Der bisherig dominierende Fokus auf die ‚Nation‘ stellt sich angesichts der Einwanderung, vor allem aus den weiter östlich liegenden Ländern, als unzureichend heraus. Die Verlegung des erinnerungskulturellen Schwerpunkts von der ‚Nation‘ auf die ‚Klasse‘ hat hingegen ein integratives Potenzial.</jats:p>