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Zusammenfassung. Hintergrund: Im Pflegealltag werden ethische Herausforderungen immer deutlicher artikuliert. Pflegende bringen Fragen zum pflegerischen Verantwortungsbereich jedoch selten zur systematischen Bearbeitung vor. Dies gab Anlass für eine Befragung ethisch engagierter Fachpersonen. Ziel: Anregungen zur Weiterentwicklung der Kompetenzen von Pflegenden in ethischen Reflexionen gewinnen. Methode: In zwei Fokusgruppen- und vier Einzelinterviews wurden 14 ethisch engagierte Fachpersonen befragt, darunter neun Pflegende. Resultate: Ethisch problematisch ist für Pflegende, wenn Präferenzen der Patienten nicht berücksichtigt oder wenn Patientinnen zu etwas gezwungen werden und der Eindruck entsteht, dass Pflege Leiden verschlimmert. Diese Aspekte werden oft übersehen, weil die Konsequenzen nicht unmittelbar sichtbar sind. Ethische Fragen aus dem pflegerischen Verantwortungsbereich werden häufig niederschwellig in informellen, unsystematischen Gesprächen unter Pflegenden angegangen. In Diskussionen zu den Therapiezielen engagieren sich Pflegende selbstbewusst und die Zusammenarbeit mit den Ärzten wird darin meist als partnerschaftlich erlebt. Dennoch zeigt sich das hierarchisch geprägte Rollengefüge zwischen Pflege und Medizin auch in Fragen der Ethik. Schlussfolgerung: Das Üben ethischer Reflexionen im Alltag, die strukturierte Gestaltung ethischer Fallbesprechungen und gezielte Fortbildungen können und sollen Pflegende befähigen, ethische Fragen aus dem Verantwortungsbereich der Pflege wahrzunehmen, zu analysieren und Antworten zu finden.