• Media type: E-Article
  • Title: Eine Analyse der Drogennotfälle im Landkreis Tübingen der Jahre 1996–1999
  • Contributor: Dinse, Harald; Reinl, Heidi
  • Published: Hogrefe Publishing Group, 2001
  • Published in: SUCHT, 47 (2001) 4, Seite 275-285
  • Language: German
  • DOI: 10.1024/suc.2001.47.4.275
  • ISSN: 1664-2856; 0939-5911
  • Keywords: Psychiatry and Mental health ; Public Health, Environmental and Occupational Health ; Medicine (miscellaneous)
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  • Description: Untersuchungsgegenstand war die Analyse der standardisierten Notarztprotokolle des Rettungswesens der Jahre 1996 bis 1999 nach der Primärdiagnose »Drogenintoxikation« ergänzt durch Interviews mit Drogenkonsumierenden und MitarbeiterInnen des Kontaktladens Tübingen. Unter Drogennotfällen wurde ein klinisch relevanter, möglicherweise lebensbedrohlicher Zustand nach Einnahme illegaler Drogen, deren Ersatzstoffe, aber auch der Entzug von diesen, verstanden. 191 Drogennotfälle von 137 Personen (35 Frauen, 99 Männer, 3 Geschlecht unbekannt), d. h. 1,9% von 9.842 Notarzteinsätzen, konnten analysiert werden. In 42% der Fälle lag anhand der Glasgow-Coma-Scale ein komatöser Zustand vor, in 21% der Fälle musste eine Beatmung durchgeführt werden. In 54% der Fälle war Heroin die am häufigsten genannte Intoxikationssubstanz, Alkohol und Benzodiazepine konnten als häufigste Beigebrauchssubstanzen identifiziert werden. In 11,5% der Fälle lag ein Entzugssyndrom vor. Bei den Männern ereigneten sich die meisten Notfälle in der Öffentlichkeit (58,8%), bei den Frauen im privaten Umfeld (50,9%). Mehr als die Hälfte der Notfälle wurden als lebensbedrohlich eingestuft, 81,1% der Intoxikierten mussten klinisch weiter behandelt werden. Das Morphinantidot Naloxon wurde nur bei einem Drittel aller Heroinintoxikationen verabreicht. Um die Anzahl der Drogennot- und -todesfälle zu reduzieren, wäre eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfesysteme, eine differenziertere psychosoziale Begleitung von Substituierten sowie eine Verbesserung des Wissens der KonsumentInnen über Notfälle, Gefahren des Beikonsums und über mögliche Erste-Hilfe-Maßnahmen anzustreben. Des Weiteren sollte der Mut zur schnelleren Information des Hilfesystems bei Notfällen gestärkt werden. Eine Take-home-Gabe von Naloxon könnte unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls sinnvoll sein.