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ZusammenfassungHintergrund und ZieleDie Evidenz für einen Nutzen des 2008 in Deutschland eingeführten Hautkrebsscreenings ist schwach. Wir untersuchen, inwieweit Daten der deutschen epidemiologischen Krebsregister geeignet sind zur Evaluation des Hautkrebsscreenings beizutragen, und berichten diese Evaluationsergebnisse.Material und MethodikDie Hautkrebsdaten der Krebsregister aus den Jahren 1999–2019 wurden hinsichtlich Vollzähligkeit und Vollständigkeit beschrieben. Regionale Datenpools unterschiedlicher Validität wurden definiert, fehlende Daten sofern sinnvoll mehrfach imputiert und zeitliche Trends analysiert. Ergänzend wurden Daten der Todesursachenstatistik herangezogen.ErgebnisseBelastbare Vollzähligkeitsschätzungen liegen nur für das maligne Melanom (ICD‐10: C43) vor. Auf Basis eines regionalen Datenpools, der circa 21% der deutschen Bevölkerung abdeckt, kann das melanombezogene Krankheitsgeschehen seit 2005 valide beschrieben werden. Für T‐Stadium und Lokalisation liegen ausreichend Informationen für eine multiple Imputation vor. Die Trendanalysen zeigen im zeitlichen Zusammenhang mit der Einführung der Früherkennung kurzfristig erwartbare Inzidenzänderungen, die in eine langanhaltende hohe Inzidenz übergehen. Die Rate fortgeschrittener Stadien geht nicht wesentlich zurück. Ab 2014 sinkt die bis dahin steigende Melanommortalität.SchlussfolgerungenAdäquat ausgewählte und aufbereitete Krebsregisterdaten eignen sich zur bevölkerungsbezogenen Bewertung des Hautkrebsscreenings. Eine Erklärung des anhaltend hohen Inzidenzniveaus gelingt auf Basis der Krebsregisterdaten nicht. In Betracht kommen insbesondere Überdiagnosen oder ein Anstieg der Hintergrundinzidenz. Der Nutzen des Hautkrebsscreenings bleibt offen.