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Zusammenfassung Der Beitrag argumentiert dafür, medizinische Notsituationen nicht durch ein eigenes, ausschließlich im medizinischen Tätigkeitsbereich geltendes Moralprinzip zu regulieren, sondern durch moralische Grundlagen zu normieren, die auch außerhalb der Medizin und des ärztlichen Berufsstandes Geltung beanspruchen. Ansatzpunkt ist dabei die Gegenüberstellung medizinischer und nicht-medizinischer Notfälle in Derek Parfits Emergency Principle aus dem fünfzehnten Kapitel von On What Matters. Parfit fordert, medizinischen Notlagen mit einem Instrumentalisierungsverbot zu begegnen, das den Patienten vor ärztlichen Inanspruchnahmen schützt. Durch Bezug zu den konträren Positionen von Edmund D. Pellegrino und Robert M. Veatch über die Möglichkeit eines der Medizin inhärenten ethos wird verdeutlicht, dass Parfits Argumentation insgesamt nicht überzeugt. Dies zeigt sich insbesondere ausgehend von Veatchs Bestimmung der Medizin als einer Praxis, deren Handlungsfelder von unterschiedlichen Akteuren und Intentionen gesteuert werden. Dieser Pluralismus spricht für die Plausibilität einer der Medizin externen Moral, die auch moderate Formen der Instrumentalisierung in der Medizin erlaubt.