• Media type: E-Article
  • Title: Wie ist globale Konkurrenz möglich? Zur sozialen Konstruktion globaler Konkurrenz am Beispiel des Human Development Index
  • Contributor: Werron, Tobias
  • Published: Walter de Gruyter GmbH, 2012
  • Published in: Soziale Systeme, 18 (2012) 1-2
  • Language: Not determined
  • DOI: 10.1515/sosys-2012-1-210
  • ISSN: 2366-0473; 0948-423X
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  • Description: ZusammenfassungAngesichts zahlreicher internationaler ›Rankings‹ und ›Ratings‹ intensiviert sich der Streit um die Vor- und Nachteile globaler Konkurrenzen aller Art. Der Aufsatz geht von der Diagnose aus, dass die Soziologie auf diese Debatte nicht gut vorbereitet ist, weil Standardbegriffe der Konkurrenz zu alltagsnah gebaut sind und daher den spezifischen Entstehungsvoraussetzungen globaler Konkurrenzen nicht gerecht werden. Um diese Lücke zu schließen, entwickelt er (1) ein an Georg Simmel angelehntes kommunikationstheoretisches Modell globaler Konkurrenz, welches die Globalität von Konkurrenzen nicht primär an die globale Inklusion der Konkurrenten, sondern an die Vorstellung globaler Publika und entsprechender ›weicher‹ globaler Güter wie Aufmerksamkeit, Legitimität und Prestige knüpft. Dieses Modell impliziert die These, dass öffentliche Vergleichsschemata wie Rankings globale Konkurrenz nicht nur symbolisieren, sondern ermöglichen und produzieren, indem sie solche ›weichen‹ globalen Güter konstruieren und verknappen (›artifizielle Nullsummenspiele‹). Diese These wird (2) an einer spezifischen Form globaler Konkurrenz, der Konkurrenz zwischen Nationalstaaten um Modernitätsprestige, illustriert sowie an Internetdarstellungen eines Rankings, des ›Human Development Index‹ (HDI) der Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen, überprüft. Die Analyse des HDI zeigt exemplarisch, wie Rankings zur Konstruktion globaler Konkurrenz um Modernitätsprestige beitragen: Indem sie unbeschränkte Erweiterbarkeit der Zahl der Vergleichsobjekte, unbeschränkte quantitative Differenzierung von Leistungsniveaus und visuelle Vergleichssuggestionen (Tabellen, Karten, andere Graphiken) miteinander kombinieren, können sie Prestigegewinne eines Ranglistenteilnehmers immer zugleich als Verlust eines anderen erscheinen lassen - also als knappes Gut, um das konkurriert werden kann.