Published in:Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996
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In: Hradil, Stefan (Hg.): Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996. 1997. S. 824-842. ISBN 3-593-35852-2
Description:
"Alle gesellschaftlichen Wandlungsprozesse verändern die Chancenverteilung für die sozialen Akteure. Durch eigene Leistungen erreichen die 'aktiven Gewinner' eine erfolgreiche Integration. Andere Akteure, die ihre Chancen nicht wahrnehmen, gelten als 'passive Verlierer'. Aber nicht selten gelingt die Integration in die veränderte Gesellschaft trotz hoher individueller Aktivität oder vorhandenen Potentials nicht. In diesem Fall sprechen wir von 'aktiven Verlierern'. 'Passive Gewinner' wären demnach soziale Akteure, deren erfolgreiche Integration in keinem ursächlichen Zusammenhang mit ihren persönlichen Anstrengungen steht. Die Neuordnung der sozialen Differenzierung im Transformationsprozeß wird im Vortrag dahingehend hinterfragt werden, inwiefern der gewachsene Optionenhorizont für die Akteure nutzbar ist. Der Optionenzuwachs für Entscheidungen im Lebenslauf ist Ausdruck der wachsenden Systemdifferenzierung im Zuge der Modernisierung der Gesellschaften. Was die Moderne aber gegenüber den traditionellen Formationen auszeichnet, sind die allgemeinen Zugangsmöglichkeiten zu den Ressourcen. Im Vortrag werden Ergebnisse der 'Tranliner' Gemeindestudie präsentiert. Anhand der Rekonstruktion von Biographien ehemals landwirtschaftlich Beschäftigter wird dargestellt, daß der Optionenzuwachs von der einen Gruppe unabhängig von der individuellen Leistungsfähigkeit oder -willigkeit genutzt werden kann, während die andere davon ausgeschlossen wird. Dabei geht es nicht nur um die Neuverteilung gesellschaftlichen Reichtums, sondern um die nicht weniger bedeutungsvolle Erosion von Anerkennungsmustern, die die Grundlage der Integration in moderne Gesellschaften darstellen. Bleibt die Integration durch aktive gesellschaftliche Teilhabe hinter der Möglichkeit 'passiver Aufstiege'zurück, so kann diese Unterwanderung der Leistungsgerechtigkeit zu einem ernstzunehrnenden Legitimationsproblem für die sozialstaatliche Entwicklung der Demokratie werden." (Autorenreferat)