• Media type: E-Book
  • Title: Überwindung der Folgen der kommunistischen Diktatur in Bulgarien
  • Other titles: Overcoming the consequences of communist dictatorship in Bulgaria
  • Contributor: Brahm, Heinz [Author]
  • Corporation:
  • imprint: Köln, 1997
  • Published in: Berichte / BIOst ; Bd. 47-1997
  • Extent: 25 S.
  • Language: German
  • Identifier:
  • Keywords: Transformation ; Partei ; Vergangenheitsbewältigung ; Demokratisierung ; postsozialistisches Land ; Bulgarien ; kommunistische Partei ; sozialistische Partei ; Übergang zwischen politischen Systemen
  • Origination:
  • Footnote: Veröffentlichungsversion
    begutachtet
  • Description: 'Die Geographie ist für jedes Land Schicksal. Wegen seiner Randlage in Europa ist Bulgarien in seiner Entwicklung stark behindert oder sogar zurückgeworfen worden. Erst 1878 ist es der osmanischen Herrschaft, die fast ein halbes Jahrtausend gedauert hat, entkommen. 1934 war der Parteienpluralismus beseitigt worden, der zwar am Ende des Zweiten Weltkrieges für kurze Zeit wieder auflebte, dann aber von den Kommunisten, die nur noch eine gleichgeschaltete Bauernpartei an ihrer Seite duldeten, brutal unterdrückt worden war. Rund 4O Jahre haben die Kommunisten auf ihre rüde Art regiert und Regungen eigenständigen politischen Denkens erstickt. Sie scheuten nicht einmal davor zurück, einen Kritiker wie Georgi Markov 1978 in London zu ermorden. Der Kontakt zum Westen wurde von Sofia stark eingeschränkt. Todor Zivkov wünschte sogar den Anschluß seines Landes an die Sowjetunion. Infolge dieser Politik ist Bulgarien im Westen kaum noch wahrgenommen worden. Nach 1989 hat sich die Bulgarische Kommunistische Partei (BKP) sehr schnell dem Demokratisierungsprozeß, wie er in Ostmitteleuropa stattfand, angepaßt. Sie verzichtete auf ihre Monopolstellung, ließ Oppositionsparteien zu und benannte sich gemäß dem Trend der Zeit in 'Bulgarische Sozialistische Partei' (BSP) um. Anders als die postkommunistischen Parteien Polens, Ungarns, der Tschechoslowakei und der DDR ging die BSP aus den ersten freien Wahlen als stärkste Partei hervor. Erst 1991 siegte die 'Union der demokratischen Kräfte' (SDS) mit einem hauchdünnen Vorsprung vor der BSP und bildete, gestützt von der DPS (Bewegung für Rechte und Freiheiten), der politischen Vertretung der Türken, unter Filip Dimitrov die erste antikommunistische Regierung. Schon 1992 trat diese Regierung zurück, nachdem sie von allen Seiten unter Beschuß genommen worden war und ihr zuerst die Abgeordneten der DPS, dann eine Reihe von SDS-Abgeordneten untreu wurden. Den Abtrünnigen war der Kurs der 'blauen' Regierung zu scharf. In Wirklichkeit war er, vergleicht man ihn mit Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei, moderat. Die neue Regierung unter Ljuben Berov, die von der BSP, der DPS und den SDS-Abtrünnigen getragen wurde, verzichtete auf eine Entsorgung der kommunistischen Altlasten und endete schließlich in einer Sackgasse. Die Wahlen von 1994 bescherten der BSP die absolute Mehrheit im Parlament. Sie wäre also bestens ausgestattet gewesen, das große Reformprogramm, wie sie es versprochen hatte, zu verwirklichen. Sie scheiterte jedoch 1995 bei der Eindämmung der Kriminalität und 1996 in der Wirtschaft. Brot wurde knapp und unverhältnismäßig teuer. Selbst das 'Neue Deutschland' ging davon aus, daß nirgendwo in Osteuropa die Krise verheerender war als in Bulgarien. Vor allem die Rentner konnten sich an die unvermeidlichen Turbulenzen und Härten der Demokratisierung und Marktwirtschaft nicht gewöhnen und hatten 1994 größtenteils die BSP gewählt. Erschreckend war, daß viele Intellektuelle, Journalisten oder Wissenschaftler keine so weitreichende Dekommunisierung wie etwa in Tschechien wünschten und damit gewollt oder ungewollt der BSP in die Hände arbeiteten, die so wenig reformiert war, daß sie nicht in die Sozialistische Internationale aufgenommen werden konnte. Die BSP war trotz ihres eklatanten Versagens jedoch nicht bereit, die Macht aus der Hand zu geben. Sie wich erst dem massiven Druck von der Straße und verlor die Wahlen im April 1997. Nach den Wahlen vom April 1997 machte die neue Parlamentsmehrheit der 'Vereinigten demokratischen Kräfte' (ODS) erneut Vorstöße, die kommunistische Vergangenheit aufzuarbeiten.' (Autorenreferat)
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