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Dieser Artikel behandelt die Konstruktion des religiös und kulturell Anderen im speziellen Fall der Türkei als EU-Beitrittskandidat. Es wird erklärt, dass Argumente, Aussagen, Urteile und Bewertungen aus Sicht der Europäischen Mehrheit implizit als universell und generell akzeptiert angesehen werden. Eine genauere Analyse des Gegenstands macht jedoch deutlich, dass die Europäischen Positionen Produkte ihrer eigenen sozialen und kulturellen Geschichte sind und daher nicht verallgemeinert werden können. In dieser Arbeit werden drei Paradigmen von der Position der Religion im "modernen" Europa beschrieben. Diese sind: das Paradigma der religiösen Säkularisierung, das Paradigma rational choice und religiöser Selbstkonstruktion und das Paradigma der invisible religion. Die Analyse dieser Paradigmen zeigt, dass der europäische Blick auf die Türkei von individuellen religiösen und kulturellen Erfahrungen dominiert wird, welche den muslimischen Beitrittskandidaten in den Köpfen der Menschen verdächtig wirken lassen. Solche Überzeugungen und Gesinnungen werden fixiert, bevor der politische Diskurs beginnt und beeinflussen daher das Ergebnis der Debatte.