Description:
In Deutschland gibt es eine starke, ausdifferenzierte Zivilgesellschaft, die ein stabiles Fundament und eine unterstützende Infrastruktur für bürgerschaftliches Handeln bietet. Die Zahl der zivilgesellschaftlichen Organisationen (ZGO) ist in den letzten Jahren weiterhin gewachsen und die Zivilgesellschaft ist in der Lage, ein breites Spektrum von Aufgaben bzw. Bedürfnissen in der Gesellschaft ab-zudecken und gesellschaftliche Positionen zu erarbeiten und zu vertreten. Nicht nur als Arbeitsmarkt stellen ZGO darüber hinaus auch einen wirtschaftlichen Faktor dar. ZGO und die Zivilgesellschaft als Ganze sind gegenwärtig auch mit Herausforderungen konfrontiert. Das Engagement weist eine Tendenz zu weniger investierter Zeit und zu mehr informellem Engagement auf. Die Finanzierungsgrundlagen gehen zurück, weil wirtschaftliche Entwicklungen Spenden und staatliche Förderung schrumpfen lassen. Engagierte kommen zudem für ihre Tätigkeit durch staatliche und nichtstaatliche Akteur:innen unter Druck und ziehen sich in der Konsequenz gegebenenfalls sogar aus ihrem Engagement zurück. Das Selbstverständnis von ZGO als Impulsgeberinnen für sozialen Wandel und Akteurinnen der politischen Willensbildung ist merklich angestiegen. Das führte dazu, dass auch die Rolle der Zivilgesellschaft im Verhältnis zum Staat bzw. bei der Gestaltung von Politik stärker umkämpft ist. Während die Parteien die Mitwirkung zivilgesellschaftlicher Akteur:innen im öffentlichen Raum vielfach als unliebsame Konkurrenz empfinden und die Staatsverwaltung ein immer stärkeres Bedürfnis entwickelt, die Zivilgesellschaft zu kontrollieren, ist diese der Wirtschaft als Antipodin in der Formulierung gesellschaftlicher Prioritäten suspekt. Dieser Bericht bietet einen schnellen Zugriff auf die jüngsten Entwicklungen und Befunde zu den wichtigsten Aspekten im Zusammenhang mit der deutschen Zivilgesellschaft. Ausgehend von einer Darstellung der Organisationslandschaft stellt er die Tätigkeiten von ZGO, ihre Rolle im Arbeitsmarkt, Entwicklungen in Engagement und Finanzierung, bürokratische Verpflichtungen, Fragen der politischen Partizipation und Beobachtungen hinsichtlich eines sich verengenden bürgerschaftlichen Raums vor. Beim Zusammentragen der Daten für diesen Bericht zeigten sich bleibende Desiderate: Die Daten über die Zivilgesellschaft sind in vielen Bereichen lückenhaft, nicht aktuell oder aufgrund unter-schiedlicher Erhebungsmethoden nur bedingt vergleichbar. Diese Leerstellen zu schließen, bedarf kollektiver Anstrengungen vonseiten der ZGO, staatlicher Institutionen und der Forschung.