• Media type: E-Article
  • Title: V. L’Allemagne du Nord
  • Contributor: Holst, Jens-Christian [Author]
  • Published in: Bulletin Monumental ; Vol. 167, n° 3, pp. 275-302
  • Language: French
  • DOI: 10.3406/bulmo.2009.7300
  • ISSN: 0007-473X
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  • Keywords: article
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  • Description: Das gotische Bürgerhaus in Norden, von Jens-Christian Holst Die Altreichsstädte mit gewachsenen, differenzierten Gehöftstrukturen sind von Gründungsstädten vor allem im kolonialen Neuland mit vereinheitlichten Parzellenbebauungen zu unterscheiden. Bis gegen 1200 wurden Häuser fast ausschließlich in Holz errichtet, sowohl ein-oder mehrschiffige Hallenhäuser von bäuerlichem Charakter, kleine Grubenhäuser als auch mehrgeschossige kompakte Speicher-und Schlafbauten. Die „ Kammern“ in der Tiefe der Grundstücke werden als erste bürgerliche Wohnbauten ab etwa 1200 auch in Stein errichtet ; ab etwa 1220 folgen ganz steinerne Großhäuser meist auf Ecken um die Märkte. In der Folge schließen sich, in Lübeck durch Baufluchtgebot forciert, Fassadenreihen entlang der Straßen. Im Laufe des 13. Jhs führen aufblühender Immobilienhandel und fortschreitender Steinbau auf den schmalen Parzellen zur Ausbildung eines einheitlichen Giebelhaustypus, zumindest in den prosperierenden Seestädten. Das im Ostseeraum verbreitete lübische Recht fördert den Bau von Kommunmauern. Im ärmeren Binnenland verharrt man bei Fachwerkbau mit Traufgassen, doch auch hier bis um 1400 als Dielenhäuser vereinheitlicht – meist giebelständig, in den Harzstädten traufständig. Die hohen Dielen des Erdgeschosses, mit offener Herdstelle in der Haustiefe, gewähren Belichtung und Rauchabzug für Warenauslagen wie Werkstätten. Die Absonderung von heizbaren „ Dörnsen“ und verschließbaren „ Kammern“ aus diesen Großräumen ist in Lübeck um 1300 schon üblich, sonst aber oft erst im späteren Mittelalter. Zu unterscheiden ist ein rheinisch-westfälischer Grundriß mit „ Achterkammern“, ein lübischer mit „ Dörnse“ zur Straße und ein baltischer mit „ Kemläden“ als Hofflügeln. Keller werden unter Handelshäusern ab etwa 1220 üblich – in Lübeck oft gewölbt, sonst balkengedeckt. Die Obergeschosse – unter dem Einfluß des Sachsenrechtes zumeist nur eins – und Dachböden bleiben bis in die Neuzeit meist Warenlager ; nur im patrizischen Milieu lebt das herrschaftliche Wohnen auf dem „ Saal“ vereinzelt fort. Besonderheit der Fernhandelsstädte sind die oft in Obergeschosse eingelagerten Einoder Zweiraumwohnungen vor allem für sommerliche Handelsgäste. Als Dekor wird in der Frühzeit das Baumaterial selbst vorgezeigt, farblich idealisiert. Nach immer freieren Strukturmalereien im 14. Jh klingt das Mittelalter in der Wiederkehr des rohen Werkstoffes einerseits, selbstverständlich oxydrot, grau oder weiß gestrichenen Architekturen andererseits aus. Auch wenn er in den werksteinreichen Randgebieten Niederdeutschlands nur der Repräsentation zuliebe aufgegriffen wird, dominiert weithin im Norden der Backstein als Baumaterial, bevorzugt rot, mit einer von italienischen Urbildern bald emanzipierten eigenständigen Dekorsprache durch serielle Profilsteinproduktion rationalisiert, durch farbige Glasuren gelüstert und mit hellen oder geritzten und bemalten Putzflächen kontrastiert. Der Fachwerkbau kommt erst am Ende des Mittelalters zu reicheren Dekoren meist durch Kerb-oder Profilschnitt, Farbanstriche meist schwarzgrau oder oxydrot im Kontrast meist zu Kalkungen.
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