Beschreibung:
Laut einer repräsentativen Umfrage des Gesundheitsmagazins Apotheken Umschau (2016), „durchgeführt von der GfK Marktforschung Nürnberg bei 1.969 Frauen und Männern ab 14 Jahren“, haben nur 24,9 % eine Vorsorgevollmacht errichtet, in der sie festlegen, wer sie in wichtigen Angelegenheiten vertreten soll, wenn sie dazu gesundheitlich nicht mehr in der Lage sein sollten. Diese niedrige Prozentzahl begründet sich laut Apotheken Umschau (2015) zum einen in dem Glauben an einen Rechtsirrtum, nach dem die nächsten Angehörigen beispielsweise infolge eines Unfalls automatisch stellvertretend für den Betroffenen entscheiden können. Zum anderen führt Wenig (2016: 10) die fehlende Sensibilisierung für diese Thematik als Grund an. Um die Bevölkerung entsprechend aufzuklären, werden u.a. von den Ministerien vermehrt Informationsangebote zur Verfügung gestellt, die allerdings einen Teil der Bevölkerung nicht erreichen: Menschen mit beeinträchtigter Lesefähigkeit können auf diese Texte nicht selbstständig ohne die Hilfe Dritter zugreifen. Fachsprachliche Texte stellen für sie eine schwer zu überwindende Verständnisbarriere dar. Die vorliegende Bachelorarbeit folgt der Hypothese, dass die Anwendung der Regelvorschläge der Leichten Sprache die Verständlichkeit von Texten erhöht. Im Zuge dessen soll im Nachfolgenden die Überprüfung eines im Rahmen des Pilotprojekts übersetzten juristischen Ratgebers hinsichtlich der Konformität mit eben diesem Regelwerk erfolgen. Zu diesem Zweck wird sich auf die „Qualitative Inhaltsanalyse“ nach Mayring gestützt. Grundsätzlich gliedert sich die Arbeit in zwei Teile. Der erste Teil soll die theoretische Grundlage für die anschließend folgende Analyse bilden. Dazu werden in einem ersten Schritt die Herausforderungen fachexterner Kommunikation im Rechtskontext beleuchtet, woraufhin ein Blick auf die Verständlichkeitsforschung Aufschluss darüber gibt, welche Faktoren bei der Gestaltung verständlicher Texte Beachtung finden müssen. Im Anschluss wird das Konzept Leichte Sprache und seine Adressatenschaft1 vorgestellt. In diesem Zuge wird kritisch betrachtet, wie auf das Stigmatisierungspotenzial der Leser von Leichte-Sprache-Texten eingegangen werden kann. Der Durchführung der Analyse im fünften Kapitel wird eine kurze Vorstellung des Untersuchungsgegenstandes vorangestellt. Anschließend werden die gefundenen Schwachstellen auf den einzelnen Ebenen des Sprachsystems aufgezeigt und in einem letzten Schritt quantitativ ausgewertet. Aus diesen Ergebnissen wird abgeleitet, welche Schritte unternommen werden können, um den Ratgeber gemäß der Leichten Sprache noch zugänglicher zu machen.