• Medientyp: Artikel
  • Nachgewiesen in: Sächsische Bibliografie
  • Titel: Dresden in der Musiktheorie des 18. Jahrhunderts - oder: Wie dringlich ist ein Cultural Turn?
  • Beteiligte: Horn, Wolfgang [Verfasser:in]
  • Erschienen: 2012
  • Erschienen in: Musik und kulturelle Identität ; Bd. 2: Symposien B ; (2012), Seite 188-197
  • Sprache: Deutsch
  • RVK-Notation: LP 19500 : allgemein
    NZ 14820 : Kultur- und Geistesgeschichte
  • Schlagwörter: Dresden > Musikleben > Musikpflege > Geschichte 1700-1800
  • Entstehung:
  • Anmerkungen: Literaturangaben
  • Beschreibung: "Historie" wird hier sowohl als Objekt historiographischen Interesses als auch als die Tätigkeit der Historiographie selbst verstanden. Auf diese Tätigkeit bezieht sich die Frage nach dem "cultural turn", die in der regionalgeschichtlichen Forschung von aktuellem Interesse ist. Am Beispiel der ehemaligen Residenzstadt Dresden mit ihrer reichen musikalischen Überlieferung erfolgt eine umfassende Diskussion des Forschungsstands in Bezug auf die Notwendigkeit einer kulturgeschichtlichen Wende in der Musikwissenschaft. Als Ort der Komposition, Überlieferung und Aufführung von Instrumentalmusik ist Dresden ein führender Ort in Europa. Das größte Aufsehen unter den Zeitgenossen erregte allerdings die Dresdner Oper, deren Entwicklung im 18. Jahrhundert dargestellt wird. Vor diesem Hintergrund wird darauf hingewiesen, dass vor allem die Erforschung von Kirchenmusik ihrer Natur nach über das individuelle Opus hinausblicken muss: Eine lutherische Kirchenkantate oder ein katholischer Psalm sind ohne Kenntnis der liturgischen Vorgaben auch strukturell nicht hinreichend zu charakterisieren. Entsprechend ist das "Kunstwerk Oper" nicht nur eine Institution, sondern in ein Räderwerk von umfassender kultureller Kommunikation (Musik, Literatur, darstellender Kunst) eingebunden und darüber hinaus wesentlich am Repräsentationshaushalt eines Hofes beteiligt. Wer unter dem Stichwort "cultural turn" eine kopernikanische Wende "der" Musiktheorie fordert, reibt sich an einem opusbornierten und kanonverliebten Darstellungsprinzip. In lokalgeschichtlichen Studien haben sich derartige Ansätze schon immer als unpraktikabel erwiesen: Eine "kulturgeschichtliche Wende" muss in der Dresdner Musikhistorie nicht vollzogen werden, weil der Begriff bereits eine kulturgeschichtliche Dimensionen impliziert. Kunst transzendiert die Bedürfnisse des Alltags. Deshalb wird sich die Kulturgeschichte mit der Existenz von überfunktional strukturierten Werken, die werkorientierte Kompositionsgeschichte aber mit der Existenz codierter kultureller Verhaltensweisen im sozialen Unterbau der Kunst arrangieren müssen. Der musikhistoriographische Methodenpluralismus ist nicht die Signatur einer Disziplin, die nicht weiß, was sie will oder soll, sondern die angemessene pragmatische Reaktion auf einen Problempluralismus, der entsteht, wenn verschiedene Interessen und Methoden auf verschiedene Überlieferungssituationen treffen. (Beatrix Obal) (BMS)