Beschreibung:
Der Umgang mit sozialer Not ist ein unveräußerlicher Gradmesser für die Menschlichkeit von Gesellschaften. Die Formen sozialer Hilfe – und sozialer Ignoranz – die die europäische Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart hervorgebracht hat, sind vielfältig. Zwischen dem hartherzigen Prinzip von Leistung und Gegenleistung der Römer, der mittelalterlichen Almosenpraxis als Himmelsleiter, den Armenkästen der frühen Neuzeit, der professionellen Sozialarbeit seit dem zwanzigsten Jahrhundert und den Sozialversicherungen der Gegenwart spannt sich der weite Bogen der Fürsorge für der Hilfe Bedürftige, stets bedroht von Verleumdung und Ausgrenzung bis hin zu den Zwangsmaßnahmen und Morden der NS-Zeit. Die vorliegende Geschichte der Sozialen Arbeit versteht „Armut“ umfassend: als materielle Not, physische und psychische Krankheit, Behinderung, Heimerziehung, Kinderarbeit, soziale Ausgrenzung, politische Verfolgung. Anhand zahlreicher historischer Dokumente lassen sich die Entwicklungen der Organisation und Praxis der Mitmenschlichkeit ebenso anschaulich nachvollziehen wie die Entgleisungen der Unmenschlichkeit.
Individuelle und soziale Not gab es zu allen Zeiten. Doch welche gesellschaftlichen und politischen Ursachen der Bedürftigkeit und der Arten der Hilfe lassen sich mit "Armut und Fürsorge" als Formen der sozialen Hilfe beschreiben? Welche vielfältigen Formen sozialer Hilfe hat die abendländische Geschichte hervorgebracht? - - Der Autor bleibt nicht bei der bloßen Beschreibung dieser Formen stehen, sondern zeigt ihre gesellschaftlichen und politischen Hintergründe auf: von den Getreideverteilungen der antiken Welt über die christlich-theologische Funktionalisierung des Almosens als Himmelsleiter, die Anfänge städtischer und staatlicher Armenfürsorge bis zur professionell organisierten Sozialarbeit und Sozialversicherung der Gegenwart.