Anmerkungen:
Sprachwissenschaft; Linguistik; Philologie; Literaturwissenschaft; Geschichte; Kunst; Russland
Beschreibung:
Kreativität kommt in der russischen Kultur nicht nur in der Literatur sondern auch in der Philosophie eine wichtige Rolle zu; sie steht spätestens seit der weit verbreiteten Schelling-Begeisterung Anfang des 19. Jahrhunderts im Zentrum grundsätzlicher Auseinandersetzungen. Dabei ist die ,Schaffenskraft' (tvorčestvo) nicht nur Gegenstand der Reflexion, sondern häufig selbst mediale Praxis, wird Philosophie im russischen Denken doch oftmals weniger als analytische Leistung denn selbst als kreativer Akt aufgefasst. Dies hängt auch mit dem engen Wechselverhältnis zusammen, in dem Literatur und Philosophie in der russischen Kultur zueinander stehen. Da die Philosophie sich - auch aus institutionellen und machtpolitischen Gründen - relativ spät als eigenständige Disziplin herausbilde(n konn)te, übernahm die Literatur häufig Funktionen, die - zumindest in Westeuropa - der Philosophie vorbehalten waren. Den Schwerpunkt bildeten dabei Fragen, die im westeuropäischen System der praktischen Philosophie zugeschlagen werden, so dass in der Literatur häufig neue Lebensentwürfe kreiert wurden.