Beschreibung:
Mit Aby Warburg widmet sich der vorliegende Band dem Spiritus Rector einer Kunstgeschichte, die sich als Bildwissenschaft begreift, und wirft damit neues Licht auf einen der meist beschworenen, aber noch immer am wenigsten erschlossenen Kunsthistoriker. Bezogen auf diesen ersten selbsternannten Bildwissenschaftler werden die wichtigsten bildgebenden Verfahren um 1900 – Photographie, Bildtelegraphie, Kinematographie und Röntgenographie – beleuchtet. Thomas Hensel analysiert Warburgs Autographie, seine Notationsfiguren und Verzettelungsgesten, seine Diagrammatik und Metaphorik, nicht zuletzt seinen Bilderatlas. Dabei wird die zentrale Rolle technischer Medien bei der Formierung der modernen Kunst- und Bildwissenschaft nachgewiesen. Zu diesem Zweck wertet der Autor nicht nur zahlreiche unpublizierte Quellen aus, sondern hebt auch bis dato unentdeckte Dokumente. Indem der Band Überlegungen von Kunstwissenschaft, Mediengeschichte und Wissenschaftstheorie bündelt, leistet er nicht nur einen maßgeblichen Beitrag zur Warburg-Forschung, sondern eröffnet zugleich der Diskussion über die Bildwissenschaft weitreichende neue Perspektiven.
Review text: "Der Vorzug von Hensels Studie liegt in der konsequenten Erschließung, sorgfältigen Kontextualisierung und originellen Deutung bislang nicht oder wenig beachteten Archivmaterials, das [...] auch durch präzise im Text platzierte Abbildungen und Faksimiles dokumentiert wird. Damit liefert Hensel ein wichtiges Supplement zur aktuellen Warburg-Forschung, deren Fokus seit einiger Zeit fast ausschließlich auf die Auseinandersetzung mit den verschiedentlich neu editierten Schriften des Kunst- und Kulturwissenschaftlers gerichtet ist. [Ihm] gelingt insgesamt der Nachweis einer maßgeblichen Einflussnahme technischer Medien auf den Kultur- und Bildbegriff bei Warburg mit souveräner Leichtigkeit." Michael Wedel in: Medienwissenschaft, (2012) 4. S. 417-419