Hochschulschrift:
Dissertation, Technische Universität Ilmenau, 2019
Anmerkungen:
Beschreibung:
Durch die zunehmende Verlagerung der Kreditbeantragung ins Internet stehen potentielle Kreditnehmer häufiger vor der Herausforderung, den komplexen Kreditentscheidungsprozess ohne persönliche Beratung absolvieren zu müssen. Dieser stellt jedoch hohe Anforderungen an das Finanzwissen und die mentale Leistungsfähigkeit des Entscheidungsträgers. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich deshalb insbesondere mit der Frage der Rationalität von Kreditfinanzierungsentscheidungen. Dafür wird zunächst erörtert, welche Anforderungen die normative Ökonomie an eine rationale Vorgehensweise stellt, welcher Aufbau des Kreditentscheidungsprozesses aus entscheidungstheoretischer Sicht sinnvoll erscheint und welche Erkenntnisse sich aus der Finanzierungstheorie bezüglich der einzelnen Teilschritte des Entscheidungsprozesses ableiten lassen. Darauf aufbauend wird schließlich eine Heuristik entwickelt, die sowohl private als auch gewerbliche Kreditsuchende bei der Bestimmung der ökonomisch rationalen Kreditalternative unterstützen kann. Der deskriptiv orientierte zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich anschließend mit der Frage, in welcher Art und Weise Kreditsuchende in der Realität von einer ökonomisch rationalen Vorgehensweise abweichen könnten. Die Ergebnisse zeigen, dass der Kreditentscheidungsprozess grundsätzlich eine hohe Anfälligkeit für Rationalitätsdefizite aufweist. Dies kann in erster Linie mit der komplexen Entscheidungssituation in Verbindung mit mangelnden finanzwirtschaftlichen Grundkenntnissen der Entscheidungsträger erklärt werden. Mithilfe von Projektdaten einer deutschen Crowdlending-Plattform wird darüber hinaus gezeigt, dass im Rahmen der Schwarmfinanzierung weitere Faktoren existieren, die Rationalitätsdefizite potentiell verstärken können. Die meist fehlende Beratung bei Online-Finanzierungen stellt dabei vermutlich eine der Hauptursachen dar.