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Rüdebusch, Jennifer
[Verfasser:in]
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Altrock, Alexandra von
[Akademische:r Betreuer:in];
Wendt, Michael
[Akademische:r Betreuer:in];
Waldmann, Karl-Heinz
[Akademische:r Betreuer:in]
Tierärztliche Hochschule Hannover
Untersuchung zur Optimierung der Isoflurannarkose für die Durchführung einer sicheren, schmerzlosen Kastration von Ferkeln bis zum siebten Lebenstag mittels mobiler Narkosegeräte
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- Medientyp: E-Book; Hochschulschrift
- Titel: Untersuchung zur Optimierung der Isoflurannarkose für die Durchführung einer sicheren, schmerzlosen Kastration von Ferkeln bis zum siebten Lebenstag mittels mobiler Narkosegeräte
-
Weitere Titel:
Übersetzung: Investigation into the optimization of isoflurane anesthesia for the performance of safe, painless castration of piglets up to the seventh day of life using mobile anesthesia equipment
- Beteiligte: Rüdebusch, Jennifer [Verfasser:in]; Altrock, Alexandra von [Akademische:r Betreuer:in]; Wendt, Michael [Akademische:r Betreuer:in]; Waldmann, Karl-Heinz [Akademische:r Betreuer:in]
- Körperschaft: Tierärztliche Hochschule Hannover
-
Erschienen:
Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover, 2021
- Umfang: 1 Online-Ressource (XXIII, 287 Seiten); Illustrationen, Diagramme
- Sprache: Deutsch
- Identifikator:
-
Schlagwörter:
Kastration
>
Isofluran
>
Narkose
>
Saugferkel
>
Hochschulschrift
>
Dissertation
- Entstehung:
-
Hochschulschrift:
Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2021
-
Anmerkungen:
Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
- Beschreibung: Die betäubungslose Kastration männlicher Saugferkel ist in Deutschland seit dem 01.01.2021 gesetzlich verboten. Als eine mögliche tierschutzkonforme Alternative nennt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auch die Kastration unter Vollnarkose (BUNDESMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT 2020). Insbesondere die automatisierte Isoflurannarkose mittels mobiler Narkosegeräte stellt eine praktikable Methode dar, die bereits vielfach erprobt worden ist. Frühere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die automatisierte Isoflurannarkose nicht bei allen Ferkeln zu einer ausreichenden Narkosetiefe führt. Neben unzureichender Maskenanpassung wird auch die starre Anflutungszeit und eingeschränkte, individuelle Steuerbarkeit der Geräte als Grund für die unzureichende Anästhesietiefe genannt. Ziel dieser Arbeit war die Ermittlung einer ausreichenden Narkosegasanflutungszeit bei einheitlicher Isoflurankonzentration (5 Vol. % Isofluran) für eine gemäß den Forderungen des Tierschutzgesetzes schmerzfreie Kastration unter Einbezug des Körpergewichtes. Dafür wurden 257 Ferkel beiderlei Geschlechts für Teil 1 und 375 männliche Ferkel für Teil 2, alle unter acht Tage alt, in sechs verschiedene Gewichtsklassen eingeteilt. Die Untersuchung wurde unter Verwendung der Trägergase Sauerstoff bzw. Raumluft entsprechend der auf dem Markt zur Verfügung stehenden automatisierten Narkosegeräte durchgeführt. In Teil 1 dieser Studie wurde mittels nichtinvasiver Schmerzreize in den Zwischenklauenspalt die optimale Anflutungszeit für jede von 6 Gewichtsklassen (< 1 kg bis > 3kg KGW) evaluiert. Dabei ergaben sich für die Gewichtsklassen Anflutungszeiten zwischen 90 und 105 s. Im nachfolgenden Teil 2 der Untersuchung wurden die in Teil 1 ermittelten Anflutungszeit auf ihre Effektivität bei der Kastration überprüft. Bei etwaigen Schmerzreaktionen konnte die Anflutungszeit für die betreffende Gewichtsklasse zweimal um je 5 s erhöht werden. Zur Schmerzdetektion wurden die auch in Felduntersuchungen einfach durchführbare Beobachtung von 181 Abwehrbewegungen und Lautäußerungen durchgeführt. Trotz eines nicht ausschließbaren subjektiven Einflusses konnte bei einer standardisierten Durchführung der Untersuchung vergleichbare Ergebnisse erzielt werden. Dagegen stellten sich die Parameter EEG und Pulsfrequenz als eher ungeeignet für die Schmerzbeurteilung unter Isoflurannarkose heraus. Es ergab sich, dass die in Teil 1 ermittelten Anflutungszeiten in Teil 2 der Studie, unabhängig vom verwendeten Trägergas, bei keiner Gewichtsklasse zu einer ausreichenden Anästhesietiefe bei der Kastration führten. Daher wurden die Anflutungszeiten bei allen Gewichtsklassen je zweimal erhöht, sodass sich im Vergleich zu Teil 1 um 10 s verlängerte Anflutungszeiten von 100–115 s ergaben. Doch auch nach zweimaliger Erhöhung der Anflutungszeit wurden bei 27,5 % (IsofluranSauerstoff-Narkose) bzw. 14,2 % (Isofluran-Raumluft-Narkose) der Ferkel Abwehrreaktionen während der Kastration festgestellt. Der Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass die Prüfung des Zwischenklauenreflexes nicht geeignet war, um darüber effektive Anflutungszeiten für die Gewichtsklassen zu evaluieren und um die Anästhesietiefe für die anschließende Kastration zu belegen. Zum anderen wurde festgestellt, dass selbst eine gewichtsabhängige und im Vergleich zu anderen Studien längere Anflutungszeit nicht zu besseren Anästhesieergebnissen führte als vergleichbare Untersuchungen der letzten Jahre. Eine weitere Erhöhung der Anflutungszeit zur Erzielung besserer Anästhesieergebnisse erscheint jedoch nicht optimal. Der hochdosierten Isoflurananflutung sind durch die obligate Atemdepression Limitationen gesetzt, wie sie auch in dieser Studie vorwiegend bei der längsten verwendeten Anflutungszeit von 115 s beobachtet wurden. Die automatisierte Isoflurannarkose entspricht nach heutigem Standard nicht den rechtlichen Anforderungen des deutschen Tierschutzgesetzes, da sie keine sichere, effektive Anästhesie bei allen Ferkeln für eine schmerzlose Kastration gewährleistet. Die fest eingestellten Anflutungszeiten von 70 (+ 15) s der Narkoseautomaten lassen keine Anpassung an einen tierindividuellen Isofluranbedarf zu und führen bei einem Teil der Ferkel zu inadäquaten Narkosen. Vor diesem Hintergrund ist wenig nachvollziehbar, dass diese Geräte trotz Abwehrreaktionen von bis zu 15 % in den Praxistests von der DLG zertifiziert wurden und nun auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt werden dürfen. Die vorliegende Studie konnte zeigen, dass selbst gewichtsabhängige und deutlich längere Anflutungszeiten als die der DLG- 182 zertifizierten Geräte nicht bei allen Ferkeln zu einer ausreichenden Anästhesie führten, während gleichzeitig vermehrt Narkosezwischenfälle auftraten. Die routinemäßige Anwendung der automatisierten Isoflurannarkose bei der Saugferkelkastration widerspricht daher dem Tierschutzgedanken und kann in dieser Form nicht befürwortet werden. Eine Lösung dieses Problems ließe sich nur durch eine individuell angepasste und überwachte Isoflurannarkose für jedes einzelne Ferkel erzielen, was aus arbeitstechnischen sowie wirtschaftlichen Gründen für die Ferkelproduzenten jedoch gänzlich impraktikabel ist.
- Zugangsstatus: Freier Zugang