• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Diskriminierungserfahrungen und Bedrohungswahrnehmungen von in Deutschland lebenden Juden
  • Beteiligte: Beyer, Heiko [VerfasserIn]; Liebe, Ulf [VerfasserIn]
  • Erschienen: 2020
  • Erschienen in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik ; 4(2020), 1, Seite 127-148
  • Sprache: Deutsch
  • DOI: 10.1007/s41682-020-00056-8
  • ISSN: 2510-1226
  • Identifikator:
  • Schlagwörter: Antisemitism ; Antisemitismus ; Antizionism ; Antizionismus ; Hassrede ; Hate Crimes ; Hate Speech ; Jew hatred ; Judenfeindschaft ; Vorurteilskriminalität
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: Based on data of the year 2018 from the Fundamental Rights Agency of the European Union, this article identifies the extent and factors of antisemitic hate crime in Germany. On the one hand, we examine experiences of Jews living in Germany regarding harassment, insults, vandalism and physical violence within a period of five years prior to the survey. On the other hand, we deal with the expressed fear of becoming victims of antisemitic attacks in the future. Experiences of violence and vandalism are reported by 7% of the sample (n = 1,225), and 44% have been harassed in the last five years because they are Jewish. In particular, people who are recognizable as Jews because they wear respective symbols were affected and at least occasionally avoid places in the local area because they feel unsafe there. If respondents lived in a predominantly Jewish neighborhood, the probability of becoming victims of harassment and acts of violence decreased. Incidents of harassment and insults were also reported more often by religious individuals and those respondents who consider support for Israel to be very important for their Jewish identity. These people, as well as those who attach great importance to Holocaust remembrance, also feel more threatened - confirming the assumption that secondary and Israel-related antisemitism represents a major threat in the current social situation. In response to the perceived threat, the interviewees do not, according to the present survey, refrain from wearing Jewish symbols, but stronger perceptions of threat correlate with the avoidance of places considered dangerous as well as with not participating in Jewish events.

    Basierend auf Daten des Jahres 2018 der Fundamental Rights Agency der Europäischen Union ermittelt der vorliegende Beitrag Ausmaß und Faktoren antisemitischer Vorurteilskriminalität in Deutschland. Zum einen werden die Erfahrungen von in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden mit persönlichen Belästigungen und Beleidigungen, Vandalismus und körperlicher Gewalt innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren vor dem Erhebungszeitpunkt beleuchtet. Zum anderen beschäftigen wir uns mit der geäußerten Furcht, zukünftig Opfer antisemitischer Übergriffe zu werden. Erfahrungen mit Gewalt und Vandalismus berichten 7 % der 1225 Befragten, und 44 % wurden in den letzten fünf Jahren belästigt, weil sie jüdisch sind. Vor allem Personen, die aufgrund des Tragens von Symbolen als Juden erkennbar sind, waren betroffen und vermeiden gelegentlich oder öfter Plätze in der lokalen Umgebung, weil sie sich dort unsicher fühlen. Wenn die Befragten hingegen in einer mehrheitlich jüdischen Nachbarschaft lebten, sank die Wahrscheinlichkeit Opfer von Belästigungen und Gewalttaten zu werden. Belästigt und beleidigt wurden zudem besonders religiöse Menschen und Personen, die die Unterstützung von Israel als sehr wichtig für ihre jüdische Identität erachten. Diese Personen fühlen sich, ebenso wie jene, die dem Erinnern an den Holocaust eine hohe Bedeutung beimessen, zudem stärker bedroht - eine Bestätigung der Vermutung, dass sekundärer und israelbezogener Antisemitismus ein großes Bedrohungspotential in der aktuellen gesellschaftlichen Situation darstellen. Als Reaktion auf die empfundene Bedrohung verzichten die Befragten zwar laut der vorliegenden Befragung nicht auf das Tragen von jüdischen Symbolen, aber stärkere Bedrohungswahrnehmungen korrelieren mit dem Vermeiden von als gefährlich eingeschätzten Plätzen sowie von jüdischen Veranstaltungen.
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