• Medientyp: E-Book; Hochschulschrift
  • Titel: Einflussfaktoren auf die Prognose von potenziell malignen Läsionen in der Mundhöhle und an der Stimmlippe : eine retrospektive Analyse an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Jena vom 01.01.1997 bis zum 01.07.2019
  • Beteiligte: Stuhlert, Florian [Verfasser:in]; Guntinas-Lichius, Orlando [Akademische:r Betreuer:in]; Beule, Achim Georg [Akademische:r Betreuer:in]; Sigusch, Bernd [Akademische:r Betreuer:in]
  • Körperschaft: Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Erschienen: Jena, [2023?]
  • Umfang: 1 Online-Ressource (94 Seiten); Diagramme
  • Sprache: Deutsch
  • Identifikator:
  • Schlagwörter: Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde > Patient > Mundhöhle > Stimmband > Risikofaktor > Läsion > Krebs > Leukoplakie > Geschichte 1997-2019
  • Entstehung:
  • Hochschulschrift: Dissertation, Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2023
  • Anmerkungen: Tag der Verteidigung: 04.04.2023
  • Beschreibung: Die Leukoplakie der Mundhöhle, der Stimmlippe und der orale Lichen ruber planus sind potenziell maligne Läsionen (PML). PML sind Vorstufen für einen Großteil der Karzinome im Kopf-Hals-Bereich, jedoch entwickeln sich viele nicht weiter zu Malignomen. Einheitliche Diagnostik- und Therapieschemata zur Behandlung von PML gibt es bisher nicht. In dieser Arbeit wurden von 165 PML Patienten aus der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) Ambulanz des Universitätsklinikums Jena (UKJ) Daten wie Alter, Geschlecht, Risikofaktoren, Symptome, Biopsie Ergebnisse und OP-Verfahren zwischen Januar 1997 und Juli 2019 erfasst und ausgewertet. Dazu wurden deskriptive Statistikwerte errechnet. Es folgte eine Berechnung und Darstellung auf Signifikanz (p-Wert <0,05) mittels der Kaplan-Meier-Methode. 68,5% der Patienten waren männlich, das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung lag bei 58,7 Jahren. Die Patienten wurden zu 77% von extern an die HNO-Ambulanz des UKJs überwiesen und hatten in 73% Beschwerden (Schmerzen, Schluckbeschwerden, Sprechbeschwerden oder Taubheitsgefühle). Eine Operation mittels Exzision, Laser, endoskopisch oder mikrolaryngoskopisch wurde an 86,7% der Patienten durchgeführt, im Durchschnitt wurden diese Patienten 1,6-mal operiert. Die restlichen Patienten wurden nicht operiert. Die Hälfte der Patienten wurde innerhalb von 12 Tagen nach Diagnosestellung operiert. Bei den initial entnommenen Gewebeproben konnte bei 34,5% eine Dysplasie nachgewiesen werden. Bei 32,7% der Patienten wurde im Verlauf bei Verdacht auf ein Rezidiv ein zweites Mal eine Biopsie entnommen. Die Hälfte der Patienten erschien 8 Monate lang zur Nachsorge in der HNO-Ambulanz des UKJs, im Mittel 26,7 Monate. 18,1% der Patienten entwickelten im Durchschnitt nach 31,2 Monaten ein Rezidiv der Leukoplakie. Es ergab sich im Verlauf, dass 7,88% aller Patienten ein Karzinom entwickelten, welches nach durchschnittlich 39,8 Monaten diagnostiziert wurde. Patienten waren bei Karzinomentwicklung im Mittel 69,2 Jahre alt. Als signifikant abhängige Faktoren für die Karzinomentwicklung von PML konnten das männliche Geschlecht (p-Wert: 0,023) und höheres Alter (Median Alter >59 Jahren; p-Wert: 0,049) detektiert werden. Keinen signifikanten Einfluss hatten Vorerkrankungen im HNO-Bereich, Zahnprothesen, Tabakkonsum, schädlicher Alkoholkonsum, die Zahl der addierten Risikofaktoren, Symptome bei Aufnahme, histologische Entzündungszeichen oder Zellveränderungen (Dysplasien, Hyperplasien, Akanthosen, Hyperkeratosen, Parakeratosen). Bei der Untersuchung des Einflusses derselben Faktoren auf die Rezidiventwicklung zeigte sich keine Signifikanz. Auffallend war der deutlich erhöhte Tabak- und missbräuchlicher Alkoholkonsum unter der Studienpopulation (2,8-mal mehr Raucher und 1,8-mal mehr Konsumenten schädlicher Alkoholmengen) im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung. In der Analyse zeigten diese Risikofaktoren keine Signifikanz für eine Karzinom- oder Rezidiventwicklung. Es wurden verschieden Therapieansätze erläutert und diskutiert. Die Biopsie bzw. die Exzision ist die sicherste Methode für Diagnostik und Therapie. Wichtig sind die Nachsorge und die regelmäßige klinische Kontrolle der Patienten, da eine spätere Karzinomentwicklung auch bei Patienten mit initialen Läsionen ohne pathologische Zelltypveränderungen möglich ist. Es wurde zwischen der klinischen Diagnose Leukoplakie und der histopathologischen Diagnose Dysplasie differenziert. Es konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen histopathologischem Ergebnis der initialen Läsion und einer Karzinomentwicklung hergestellt werden. Tabakkonsum, schädlicher Alkoholkonsum, Betelnuss-Konsum, männliches Geschlecht und höheres Alter sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung von Leukoplakien. Bei der Prognose der Karzinomentwicklung zeigt sich jedoch weder ein Unterschied zwischen den einzelnen Risikofaktoren noch die Summe mehrerer Risikofaktoren. Aktuell sind neue Verfahren mit biophotonischen Techniken in der Erprobung und lassen auf bessere und genauere Diagnostik hoffen, welche zusätzlich ohne OP-Risiken einhergehen. Der Einsatz der künstlichen Intelligenz, auch in Kombination mit den neuen Techniken, birgt in Zukunft Chancen Biopsien und Exzisionen zu vermeiden.
  • Zugangsstatus: Freier Zugang