Beschreibung:
Bei dieser Studie wurden behandlungs- und krankheitsassoziierte Folgen einer intensivmedizinischen Behandlung von COVID-19 für Patient:innen und Angehörige untersucht und mit Daten der Allgemeinbevölkerung sowie mit Sepsis-Patient:innen verglichen. In einer monozentrischen, prospektiven, nicht-kontrollierten Beobachtungsstudie wurden Patient:innen, die aufgrund einer COVID-19-Erkrankung im Zeitraum November 2020 bis März 2021 im Universitätsklinikum Jena intensivmedizinisch behandelt werden mussten, sowie deren Angehörige im Zeitraum von drei bis sechs Monaten nach Entlassung von der Intensivstation (ITS) befragt. Langzeitfolgen wurden mit der HADS, der PTSS-14, dem MFI-10 und mittels des EQ-5D-5L erhoben. Es wurden 72 Patient:innen (Mdn 64 Jahre, 67% Männer) und 56 Angehörige (Mdn 60 Jahre, 80% Frauen, 80% (Ehe-)Partner:innen) in die Studie eingeschlossen. 39,4% der Patient:innen berichteten klinisch relevante Angstsymptome, 38,8% Depressivitätssymptome und 45,1% PTBS-Symptome, wobei in den meisten Fällen auffällige Werte in mehreren Symptombereichen vorlagen. Bei den Angehörigen wies ein geringerer Anteil auffällige Werte auf (29,2%/15,3%/31,5%). Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung berichteten COVID-19-Patientinnen und -Patienten signifikant höhere Angst- und Erschöpfungswerte sowie eine reduzierte Lebensqualität. Bei den Angehörigen zeigten sich signifikant höhere Angstwerte für Frauen und eine geringere Lebensqualität für Männer. Im Vergleich zu ITS-Patient:innen mit schwerer Sepsis fanden sich bei COVID-19-Patient:innen signifikant höhere PTBS-Symptome und eine geringere Lebensqualität. Signifikante dyadische Assoziationen zeigten sich für Angst und Fatigue. Die Ergebnisse dieser Studie zur psychischen Belastung nach ITS-Behandlung bestätigen Befunde aus vorherigen Untersuchungen, deuten aber auch auf eine stärkere PTBS-Symptomatik hin, die sich durch das erhöhte Traumatisierungspotential von Isolations- und Schutzmaßnahmen erklären lässt.