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Diermeier, Matthias
[Verfasser:in];
Oberst, Christian
[Verfasser:in];
Sultan, Samina
[Verfasser:in];
Förster, Henrik
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Regionale Entwicklung im Vergleich
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- Medientyp: E-Book
- Titel: Regionale Entwicklung im Vergleich : wirtschaftliche Aufholprozesse in Ostdeutschland unterschätzt?
- Beteiligte: Diermeier, Matthias [Verfasser:in]; Oberst, Christian [Verfasser:in]; Sultan, Samina [Verfasser:in]; Förster, Henrik [Verfasser:in]
-
Erschienen:
Köln: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln e. V, 23.08.2024
- Erschienen in: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln: IW policy papers ; 2024,6
- Umfang: 1 Online-Ressource (circa 41 Seiten); Illustrationen
- Sprache: Deutsch
- Identifikator:
- Schlagwörter: Demokratie und Gesellschaft ; Länder und Regionen ; Graue Literatur
- Entstehung:
- Anmerkungen:
-
Beschreibung:
Während der vergangenen zehn Jahre lässt sich in Ostdeutschland ein klarer wirtschaftlicher Aufholprozess zum Westen beobachten. Das zeigt die vorliegende Analyse von Arbeitslosenquoten und Löhnen auf der Ebene von Landkreisen und kreisfreien Städten. Wohingegen westdeutsche Regionen eine heterogene Entwicklung aufzeigen und sich Boom, Aufholprozesse, Stagnation und Abstieg auf der Landkarte abwechseln, lässt sich Ostdeutschland mit nur wenigen Ausnahmen als klare Aufsteigerregion einordnen. Sowohl beim Abbau der Arbeitslosigkeit als auch bei der Lohnentwicklung sind Ost und West näher zusammengerückt. Diese Aufholprozesse werden von den Menschen in Ostdeutschland allerdings nur in geringem Maße wahrgenommen. So gibt trotz des deutlichen Abbaus der Arbeitslosigkeit nicht einmal ein Drittel der ostdeutschen Befragten in der IW-Personenbefragung 2024 an, mit der Entwicklung auf dem heimischen Arbeitsmarkt während der vergangenen zehn Jahre zufrieden zu sein; ein Drittel ist sogar explizit unzufrieden. Diese negative Wahrnehmung findet sich ebenso, wenn die Befragten die Wohnregion unterschiedlichen Regionstypen zuordnen sollen: Gerade einmal jeder fünfte Ostdeutsche kategorisiert seinen Wohnort der objektiven Entwicklung entsprechend als Aufsteigerregion. Fast die Hälfte der Befragten in ostdeutschen Aufsteigerregionen meint, ihre Wohnregion stagniere; 21 Prozent nehmen gar wahr, in einer abgehängten Region zu leben. Die Suche nach den Gründen für den ostdeutschen Pessimismus führt zu den demographischen Herausforderungen. Trotz positiver ökonomischer Entwicklungen zeigen sich in den meisten Landkreisen, mit Ausnahme der an Berlin angrenzenden Landkreise in Brandenburg, starke Schrumpfungsprozesse. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch weiter zuspitzen. Mit den veritablen Ausnahmen einiger Städte wie Leipzig, Dresden oder Schwerin sowie dem Berliner Umland leidet der Osten massiv unter einem Bevölkerungsschwund. Tatsächlich ist der ökonomische Pessimismus in schrumpfenden Regionen besonders ausgeprägt: 80 Prozent der Befragten unterschätzen dort die wirtschaftliche Entwicklung der Wohnregion; im Westen sind es 51 Prozent - jeweils über 20 Prozentpunkte mehr als in den wachsenden Regionen. Zudem schaffen es insbesondere die politischen Ränder, in Räumen mit einer schwierigen demographischen Situation bundesweitzu mobilisieren. In schrumpfenden Regionen Ostdeutschlands erreichen die Alternative für Deutschland (AfD) und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) teils spielerisch absolute Mehrheiten. Dabei werden sich die demographischen Schwierigkeiten dort in Zukunft noch weiter zuspitzen. Diese Entwicklung macht es umso schwieriger, dem Teufelskreis aus heutiger Abwanderung, Pessimismus und einem desaströsen demographischen Ausblick zu begegnen. Denn eine erfolgreiche Wirtschaft wird im Osten in Zukunft mehr als anderswo auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen sein. Mit dem mehrheitlichen Hinwenden zu den migrationskritischen bis migrationsfeindlichen politischen Extremen scheint damit der einzig gangbare Ausweg aus der Demographiekrise verbaut. Die wirtschaftlichen, politischen und zivilgesellschaftlichen Akteure in Ostdeutschland müssen sich sowohl mit der Wahrnehmungsproblematik (Pessimismus) als auch mit den Herausforderungen des demographischen Wandels (Überalterung, Schrumpfung und Leerstand) auseinandersetzen. In der Kommunikation sollten Probleme klar benannt und Erfolge ebenso klar hervorgehoben werden. Aufgrund des flächendeckenden Vertrauensverlustes in die politischen Akteure kommt den Unternehmen dabei eine wichtige Rolle zu. Für die Politik sollte die Ermöglichung gleichwertiger Lebensverhältnisse maßgeblich sein. Eine angemessene Daseinsvorsorge ist eine Grundvoraussetzung für die zukünftige Standortentwicklung und wahrt die Chance, einer Abwärtsspirale entgegenzuwirken.
Over the past ten years, a clear economic catch-up process can be observed in East Germany in comparison with West Germany. This is shown by the present analysis of unemployment rates and wages at the level of districts and independent cities. Whereas Western German regions show a heterogeneous development, Eastern Germany can be classified as a clear up-and-coming region with only a few exceptions. East and West have moved closer together in terms of both unemployment reduction and wage development. However, people in Eastern Germany are only to a limited extent aware of these catch-up processes. Despite the significant reduction in unemployment, not even a third of respondents in Eastern Germany in the German Economic Institute's (IW) People Survey 2024 stated that they were satisfied with developments on the domestic labor market over the past ten years; a third were even explicitly dissatisfied. This negative perception is also found when respondents are asked to classify their region of residence into different types of regions: Just one in five East Germans categorize their place of residence as an up-and-coming region in line with objective developments. Almost half of respondents in upwardly mobile regions in Eastern Germany believe that their region of residence is stagnating; 21 percent even perceive themselves as living in a region that has been left behind. Reasons for East German pessimism can be found in the demographic challenges. Despite positive economic developments, most districts, with the exception of the districts bordering Berlin in Brandenburg, are experiencing strong shrinking processes. This trend will become even more pronounced in the coming years. With the exceptions of a few cities such as Leipzig, Dresden or Schwerin as well as the surrounding areas of Berlin, the East is suffering massively from population decline. In fact, economic pessimism is particularly pronounced in shrinking regions: 80% of respondents there underestimate the economic development of their region of residence; in the West, the figure is 51% - in each case over 20 percentage points more than in the growing regions. In particular the political fringes manage to mobilize nationwide in areas with a difficult demographic situation. In shrinking regions of Eastern Germany, the Alternative for Germany (AfD) and the Sahra Wagenknecht Alliance (BSW) are achieving absolute majorities, in some cases with ease. There, the demographic difficulties will become even more acute in the future. This development makes it even more difficult to counter the vicious circle of current emigration, pessimism and a disastrous demographic outlook. After all, a successful economy in the East will be more dependent on qualified immigration in the future than anywhere else. With the majority turning to the political extremes that are critical of or even hostile to migration, the only viable way out of the demographic crisis appears to be blocked. Economic, political and civil society players in Eastern Germany must address both the perception problem (pessimism) and the challenges of demographic change (ageing, shrinkage and vacancies). Problems should be clearly communicated, and successes just as clearly emphasized. Due to the widespread loss of trust in political actors, companies have an important role to play here. Politicians should focus on enabling equal living conditions. Adequate public services are a basic prerequisite for the future development of a region and provide an opportunity to counteract the described downward spiral. - Zugangsstatus: Freier Zugang