Beschreibung:
Verlagsbeschreibung: Die 'böse Jugend' macht Schlagzeilen: Eine scheinbar nicht abreißende Kette von Gewalttaten läßt den Ruf nach drakonischen Maßnahmen immer lauter werden. Nahaufnahmen von ganz unterschiedlichen Jugendszenen und realen oder vermeintlichen Brennpunkten ergeben ein differenzierteres Bild. In Cliquen, Gangs und Peergroups herrscht nicht Protest und Anarchie, sondern Werte und Normen, die dem gesellschaftlichen Mainstream keineswegs fremd sind. Gewalt kann für sie Sinn machen, identitätsstiftend wirken. Nur wer sich dies eingesteht, kann adäquat auf sie reagieren. In einer Reihe von Reportagen aus aller Welt untersuchen die Autoren deshalb auch andere Formen des Umgangs mit jugendlichen Gewalttätern. Die Beispiele aus Kulturen, denen die abendländische Vorstellung von Schuld und Sühne fremd ist, liefern keine Patentrezepte, doch sie schärfen den Blick für den Kollektivcharakter delinquenten Verhaltens, zeigen Wege aus der Sackgasse des Umgangs mit Jugendkriminalität.
Der aufgeregten Debatte um Jugendgewalt, der z.T. kurzschlüssigen Ursachenforschung (Orientierungslosigkeit, Werteverfall, Desintegration) und manch fragwürdigen Therapievorschlägen (Wegsperren als Lösung) werden differenzierte Analysen entgegensetzt. Nahaufnahmen von Jugendszenen und "Brennpunkten" zeigen, dass Gewalt "Sinn machen", identitätsstiftend wirken kann. Erst das Eingeständnis dieser irritierenden Tatsache macht angemessene präventive und punitive Reaktionen auf Gewalt möglich, so die beiden Autoren (ein Kriminalsoziologe und ein Journalist). Ihr provokativer, fundierter Diskussionsbeitrag ermöglicht eine neue Perspektive auf jugendliche Gewalt, die sich deutlich von populären Erklärungsmodellen unterscheidet. Sie betonen den Kollektivcharakter delinquenten Verhaltens und zeigen Beispiele aus anderen Ländern, wo Jugendhilfe und Strafrecht mit einem Bewusstsein hierfür behandelt werden. Somit stellen sie die Weichen für eine veränderte, erfolgversprechendere Praxis des Umgang mit Jugendkriminalität und Gewalt. (2) (Ulrike Müller)