Beschreibung:
W.G. Sebalds These, dass die deutsche Literatur dem Luftkrieg, seinen Opfern und Ruinen gegenüber blind und taub geblieben sei, hat in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten und fruchtbarsten literarischen Debatten geführt. Volker Hage hat sich von Anfang an intensiv mit diesem Thema beschäftigt und kommt in seinem ausführlichen und abschließenden Essay zu dem überraschenden Befund, dass nicht die Literatur, sondern ihre Rezeption den Luftkieg unterschlug. Während seiner Studien führte Volker Hage zahlreiche Gespräche mit Schriftstellern über ihre traumatische Erfahrung des Luftkrieges, die unser Band zum ersten Mal zusammenträgt: Wolf Biermann, Dieter Forte, Rolf Hochhuth, Walter Kempowski, Alexander Kluge, Monika Maron, Harry Mulisch, Marcel Reich-Ranicki, Gerhard Roth und W.G. Sebald.
Volker Hages eindrucksvolle Dokumentation der literarischen Zeugnisse über das verheerende Bombardement der deutschen Städte im 2. Weltkrieg ist eine Antwort auf W. G. Sebalds seinerzeit viel diskutierte These, die deutsche Nachkriegsliteratur habe die Schrecken des alliierten Luftkrieges fast vollständig ausgespart ("Luftkrieg und Literatur", BA 7/99). Hages lebendig, oft sogar fesselnd geschriebene Darstellung führt überzeugend den Gegenbeweis, indem er eine Fülle von Texten und Textpassagen vorstellt, die das Entsetzen der Feuerstürme in den Städten literarisch zu verarbeiten suchen. Und er ergänzt dieses Kapitel deutscher Nachkriegsliteratur um 11 Interviews mit Schriftstellern, für die der Bombenhagel zur traumatischen Kindheitserfahrung wurde. Eine wichtige und eindrucksvolle literaturgeschichtliche Studie, die in den Feuilletons sicherlich ein lebhaftes Echo auslösen wird. (2) (Ronald Schneider)