Hochschulschrift:
Zugl.: Hamburg, Univ. der Bundeswehr, Diss., 2003
Anmerkungen:
Beschreibung:
Andreas Kunz greift die Forderung nach einer "Geschichte der Gesellschaft im Kriege" auf und stellt sich der Herausforderung einer Strukturgeschichte der bewaffneten Macht in der Zeit des militärischen, staatlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs 1944/45. Im Ergebnis zeigt die Untersuchung, dass jede verallgemeinernde Vorstellung, die Wehrmacht habe bis zum Schluss gekämpft, die Komplexität des historischen Gegenstandes verkennt, die sich hinter der Fassade eines vermeintlich konsistenten und zuverlässigen militärischen Instruments verbirgt. Die Phase des militärischen Zusammenbruchs des "Dritten Reichs" zwischen Sommer 1944 und Frühjahr 1945 ist historisch einmalig. Die Kriegführung der Wehrmacht entbehrte längst der rationalen politisch-strategischen Sinngebung und führte ohne Rücksicht auf Verluste an Menschenleben und Zerstörungen zielstrebig in den nationalstaatlichen Untergang. Vor diesem Hintergrund untersucht Andreas Kunz, wie groß der Einfluss der Wehrmachtsführung auf den Kurs des NS-Regimes vor Kriegsende noch war, ob diesem noch rationale Konzepte zugrunde lagen und warum die Wehrmacht in einer offenkundig aussichtslosen Situation weiterkämpfte. Er fragt nach der Totalität des "Endkampfes" und den Folgen des mehrjährigen Abnutzungskrieges auf das Gefüge und die Leistungsfähigkeit der militärischen Organisation. Thema ist aber auch, wie die Soldaten selbst den Zusammenbruch erlebten