Beschreibung:
In einem ganz ungewöhnlichen Sound berichtet "Überflüssige Menschen" von den privaten und politischen Hoffnungen eines ganzen Jahrhunderts. Erzählerin ist Natalie, eine aus dem Schwäbischen stammende Berliner Russisch-Übersetzerin, die mit der Neuübertragung von Tschechows Drama "Drei Schwestern" beauftragt ist. Es geht um verlorene Traditionen und um korrumpierte Utopien. Um Erinnerungen an Vorfahren, zu denen die Verbindungen abgerissen sind. Um die vermeintliche Errettung so vieler Kleinbürgerkinder durch Bildung in den 1970er Jahren. Um sozialen Aufstieg. Und schließlich um die Verlorenheit einer ganzen Generation, deren Zeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts schon wieder vorüber ist: Überflüssige Menschen - wie die Lost Generation bei Tschechow. "Riedle schreibt keinen Thesenroman, sondern überlässt sich dem lyrischen Strom von Gedankenketten. An einigen Stellen vertraut sie zu sehr darauf, dass dieser Assoziationsfluss den Text über gedankliche Schwachstellen trägt. Die Stärke des Romans liegt in den Szenen, die er als typische Lebenssituationen einer Generation aufruft, und in den Stimmungen, die er beschwört. Dies gilt insbesondere für die nicht wiedergutzumachende Härte, mit denen Natalies Generation den eigenen Eltern begegnet ist: Väter und Mütter galten per se als die Schuldigen. Sie hatten die deutsche Geschichte verbockt, saßen nun kleinbürgerlich verschüchtert in ihrem neu möblierten Wohnzimmer und standen ihren Kindern im Weg" (FR). „Es ist ein grandioses Unterfangen, Welt und Politik, Literatur und Geschichte in knappen Erzählpassagen zu fassen und Gabriele Riedle ist es grandios gelungen“ (Literaturen, Sommer 2012)